Seite:OAEßlingen 126.png

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Das Kapitel ernannte daher die Geistlichen, mußte sie aber auch besolden, und der Stadt einige Frohndienste leisten. Dem Chor der Kirche gegenüber steht noch der dem Domstift zugehörig gewesene Pfarr- und Zehenthof, jetzt Eigenthum der Stiftungspflege, der die Wohnungen des Decans und des zweiten Stadtpfarrers enthält. Nach der Reformation unterhielt das Stift einen Pfarrer und sechs Diaconen. Die endlosen Streitigkeiten aber, welche in Folge der Religionsveränderung zwischen dem Domstift und der Stadt obwalteten, führten (nachdem ein Anerbieten der Stadt, den Kirchensatz und Zehenten käuflich zu übernehmen, die päpstliche Zustimmung nicht erhalten hatte) 1547 einen Vergleich herbei, wonach Kirche, Pfarrsatz, Zehenten nebst Zehenthof, gegen einen jährlichen Pachtschilling von 1504 fl. 48 kr. für ewige Zeiten der Stadt überlassen wurden. Diese, 1803 an Baden gekommene Rente wurde den 21. April 1827 von der württemb. Sparkasse um 27.500 fl. erkauft, von dieser aber den 17. März 1835 der Stiftungspflege Eßlingen gegen die Summe von 36.000 fl. käuflich überlassen. – Die beiden Diacone wohnen zur Miethe.

Katholische Parochie. Die katholische Religionsübung beschränkte sich nach der Reformation auf Predigt und Messe, die von zwei Geistlichen im Kaisersheimer Hof gehalten wurden. Im Jahr 1806 aber gründete die K. württemb. Regierung eine Pfarrei mit Ausübung aller pfarrlichen Rechte für die Katholiken in und um Eßlingen. Der Pfarrer ist zugleich der Garnisonsgeistliche. Anfänglich war die Hospitalkirche dem katholischen Cultus eingeräumt; seit dem 7. Juni 1811 aber ist die Frauenkirche die kathol. Pfarrkirche[ER 1], s. oben. Eine eigene Schule haben die Katholiken dermalen noch nicht. Auch besteht keine eigene Pfarrwohnung, noch ein besonderer Begräbnißplatz.

Die israelitische Gemeinde hat eine Synagoge, einen Begräbnißplatz, seit 1824 eine eigene Schule, mit welcher ein Waisenhaus verbunden ist, und gehört zum Rabbinat Stuttgart.

Eßlingen hatte vor der Religionsveränderung sechs Klöster, die 1531 und folgende Jahre aufgehoben wurden (s. unten), und deren Gebäude jetzt theils abgebrochen, theils zu andern Zwecken bestimmt sind. Sie sind nach der Zeitfolge:

Das Franziskaner- oder Barfüßer-Kloster. Schon 1206 siedelte sich ein Franziskaner-Convent außerhalb der Stadt auf dem Steckenberg bei Liebersbronn an, zog aber 1237 in die Stadt, wo sie ein geräumiges Kloster mit einer Kirche gebaut hatten. Eine Inschrift an einem Pfeiler der Kirche lautet: Anno Dmni 1237 nos Fratres Minores intravimus hanc civitatem Esslingensem ad manendum. Das Kloster kam durch Ablaß und Schenkungen


Berichtigungen und Nachträge

  1. Korrigiert nach Beschreibung des Oberamts Nürtingen#Berichtigung: S. 126 der Oberamtsbeschreibung von Eßlingen ist dahin zu berichtigen, daß die Frauen-Kirche in Eßlingen die zweite evangelische Stadtpfarrkirche und, im unbestrittenen Eigenthum der evangelischen Stadtgemeinde, den Katholiken bloß zur Mitbenützung für ihren Gottesdienst eingeräumt ist.
Empfohlene Zitierweise:
August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Eßlingen. Verlag der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1845, Seite 126. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAE%C3%9Flingen_126.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)