Seite:OAEßlingen 138.png

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Märtyrers Vitalis aufbewahrt wurden. Zu ihr geschahen besonders am Gedächtnißtage des Heiligen viele Wallfahrten und dieß gab, wie an andern Orten unter ähnlichen Umständen, Veranlassung zur Gründung eines Jahrmarkts, welcher schon zu Kaiser Karls des Großen Zeit sehr besucht war, und einer Ortschaft, welche ihren Namen Hetsilinga wahrscheinlich von einem der ersten und angesehensten Ansiedler erhielt. Später heißt die Stadt in Urkunden Ezelingen, Ezzelingen oder Ezzilingen, zuerst in einer Originalurkunde vom 15. December 1273 Esselingen, erst seit 1330 aber wird diese Schreibart die herrschende. Die Vitalis-Kapelle schenkte schon ihr Erbauer dem Abt Fulrad von St. Denys, welcher sie 777 in seinem Testamente diesem Kloster vermachte. König Ludwig der Deutsche schirmte letzteres am 28. Juli 866 im Besitz dieser Kapelle und nahm das Marktrecht Eßlingens in seinen Schutz. Nach dem Absterben des fränkischen Königsstamms, als die Feindseligkeiten der deutschen und französischen Könige gegen einander begonnen, hörte die Verbindung Eßlingens mit St. Denys auf und 1147 machte ein Mönch dieses Klosters einen vergeblichen Versuch, demselben dessen Besitz wieder zu verschaffen.[1] Der Besitz von Kl. St. Denys war damals schon längst mit dem Reichsgut verschmolzen, zu welchem der Bezirk des jetzigen Eßlingen wohl meist gehörte. Im Jahr 1077 erscheint Eßlingen als ein ansehnlicher, fester Ort, wo Herzog Rudolph von Schwaben, kurz nach seiner Wahl zum deutschen König, eine zahlreiche Versammlung seiner Anhänger hielt. Diese aber hatte für Eßlingen die schlimmsten Folgen: es wurde noch im nämlichen Jahre von König Heinrich IV. gänzlich zerstört. 1

Bald erhob es sich jedoch von Neuem und kam unter der Herrschaft der Hohenstaufen schnell zur Blüthe. Diese Könige hielten allhier häufig Hoflager, namentlich König Friedrich I. am 18. Mai 1181, sein Sohn König Philipp im Junius 1200, im Jahr 1202 und im Februar 1206. Der Gegenkönig dieses Hohenstaufen, der Welfe Otto IV., welcher erst nach der Ermordung König Philipps († 1208) und nach seiner Verheirathung mit dessen Tochter Beatrix das den Hohenstaufen angehörige Schwaben gewinnen konnte, begabte unsere Stadt mit bürgerlichen Freiheiten[2] und weilte hier am


    erscheinen, nach welcher das Wasser ein subtiles acidum und eine kalkartige Erde enthalten sollte. Neuere Untersuchungen zeigten keinen Unterschied von gewöhnlichem Quellwasser, als einen etwas größeren Antheil an Kalkerde.

  1. Odo de Diogilo in Chifflet S. Bernardi genus illustre. S. 55. 56.
  2. Iste Otho villas Esslingen et Reutlingen civilibus libertatibus donavit, quas postea Fridericus muris ac fossatis muniri fecit. Hermannus Gygas [Martinus Minorita] S. 123 ed. Meuschen.
Empfohlene Zitierweise:
August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Eßlingen. Verlag der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1845, Seite 138. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAE%C3%9Flingen_138.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)