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geben, es kam aber gar Nichts dabei heraus. Eine Waidwerksordnung erschien 1557; die Fischerei wurde vor der Reformation stark betrieben, der gesammte Bezirk im Neckar, wo die Eßlinger fischen durften, war in Fischwasser getheilt, welche den Richtern zu Eßlingen eine jährliche Abgabe, die sogenannten Richterdienste, entrichteten; Fischordnungen wurden bekannt gemacht 1508, 1520, 1544 u. s. w. Von verarbeitenden Gewerben wurde die Weberei, Tuch- und Zeugmacherei am stärksten betrieben, gerieth aber nach dem 30jährigen Kriege ebenfalls in Verfall; 1456 wurde ein Färbehaus erbaut und 1435 ließ der Rath 7 Barchentweber kommen und eine Bleiche einrichten. Außerdem gab es auch viele Metallarbeiter. Über die Bäcker führte das Brodschauamt, über die Mezger das Fleischschatzamt die Aufsicht, seit dem 30jährigen Krieg wurden auch häufig Lebensmittel- und Handwerks-Taxen bekannt gemacht, die Fleischtaxe wurde alljährlich mit Canstatt und Stuttgart gemeinschaftlich festgesetzt. Das Bierbrauen fing man 1644 bei großem Weinmangel im Spital an, gab es aber später wegen der vielen Klagen, daß es dem Verschluß des Weines schade, wieder auf und erst 1745 wurde nun eine neue Brauerei errichtet, der 1793 noch 2 andere folgten. Die Baugewerbe befanden sich während des Mittelalters zu Eßlingen in einem blühenden Zustand, sehr wahrscheinlich war auch eine Bauhütte hier, wenigstens kommt ein Werner Steinhauer, Steinmetzenmeister vor, der 1402 Reichsvogt zu Eßlingen war (Chmel Regesta Ruperti Regis p. 72) und dem König Ruprecht 1406 ein eigenes Wappen verlieh, und noch 1563 wurden die Eßlinger Steinmetzen zu den Versammlungen der Haupthütte in Straßburg berufen. Die berühmtesten Eßlinger Baukünstler waren Hans Böblinger und seine Söhne, über welche die württ. Jahrbücher 1836 Heft II. S. 178 ff. nachzulesen sind. Die Stadt selbst hatte immer ihren eigenen Werkmeister. Den Gewerben wie dem Handel waren die Lage Eßlingens, fast ganz von württembergischem Gebiet umschlossen, und die Verhältnisse zu Württemberg nachtheilig, denn obwohl in den Schirmsvereinen stets auch Freiheit des Verkehrs festgesetzt wurde, so beschränkte Württemberg diesen doch auf mancherlei Art und schadete ihm durch häufige, oft lange dauernde Sperren sehr. Dieß, die Kleinheit des Gebiets und der Mangel an Unternehmungsgeist und Eifer bei den Bürgern sich in ihren Gewerben zu vervollkommnen, waren auch Hauptursachen, warum in Eßlingen Fabriken und Manufakturen nie gedeihen wollten, obgleich es nicht an Versuchen fehlte, solche zu errichten, so 1679 eine Tuch- und Zeugmanufaktur, 1739 eine Porcellanfabrik, 1743 eine Kattun- und Zeugfabrik, 1766 eine Fabrik gefärbten Papiers, 1769 eine Zitzfabrik, 1773 eine Türkisch-Rothfärberei u. s. w. Handwerksordnungen

Empfohlene Zitierweise:
August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Eßlingen. Verlag der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1845, Seite 147. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAE%C3%9Flingen_147.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)