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wanderten jedoch von Neuem aus und erst 1451 wurden wieder einige Familien angenommen und 1539 für sie 4 Häuser auf dem Ilgenplatz gebaut; 1544 aber mußten sie, vornehmlich auf die Vorstellungen Herzogs Ulrich von Württemberg, von Neuem auswandern und seitdem durften sich keine mehr in der Stadt ansiedeln, die aber welche durchreisten, mußten einen Leibzoll zahlen. Bedeutende Kosten verursachten der Stadt die Landstraßen, die sie von Ober-Türkheim und Hedelfingen bis Plochingen unterhalten mußte, namentlich die seit 1545 am Eisberg vorbei führende Poststraße. Sie beschwerte sich darüber auch öfters und verlangte von den Kaisern mehrmals die Erhöhung des Weggeldes (15. November 1447, 2. October 1467, 18. Juli 1510, 18. März 1521, 7. October 1570, 1596, 3. März 1603, 30. September 1636, 20. September 1657). Am 21. Februar 1750 aber übernahm Württemberg für 11.000 fl. und die Aufgebung des Weggeldes die Unterhaltung der Landstraßen im Stadtgebiete und nun wurde die noch bestehende Chaussee über Hedelfingen nach Plochingen erbaut. Ein Umgeld vom Weine einzuziehen erlaubte den 23. August 1391 König Wenzlaw der Stadt; die Accise wurde zu Eßlingen 1639 zuerst und nachdem sie 1666 wieder abgeschafft worden, 1672 für immer eingeführt.


Bildung, Unterricht und Wohlthätigkeits-Anstalten.

Eßlingen brachte weder viele Gelehrte noch Künstler hervor, von letztern sind nur Böblinger und seine Söhne zu erwähnen, von erstern Johannes Crydwiß (Kreideweiß), Rector der hohen Schule zu Padua um 1455 (Denis Codd. Mss. theol. Vind. II, 1, col. 774 Facciolati Fasti gymn. Patav. I, 11.); Peter Kese (Keß) ordinis Herimitarum professus, Professor in Leipzig im 15. Jahrhundert (Wimpina, ed. 1839), Michael Helding, genannt Sidonius, zuletzt Bischoff von Merseburg, einer der Verfasser des Interims (geb. 1506, gest. 1560), der Augustiner-Mönch Michael Stiefel, der wegen seiner Anhänglichkeit an die Reformation die Stadt verlassen mußte (geb. 1487, gest. 1567), der gelehrte Orientalist Georg Weiganmeir, Professor in Tübingen (geb. 1555, gest. 1599), Johann Datt, der Verfasser des bekannten Werks de pace imperii publica (geb. 1654, gest. 1722) und der als Orientalist und Lehrer der Theologie verdiente Dr. Joh. Christian Fried. Steudel, geb. den 25. October 1779, gest. als erster Professor der Theologie in Tübingen den 24. October 1837. Nächst Ulm war Eßlingen übrigens die erste württembergische Stadt, in der eine Buchdruckerei angelegt wurde, dieß geschah im Jahr 1473 durch Konrad Fyner von Gerhausen, der zuerst mit hebräischer Schrift druckte. Später aber

Empfohlene Zitierweise:
August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Eßlingen. Verlag der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1845, Seite 149. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAE%C3%9Flingen_149.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)