Seite:OAEßlingen 154.png

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abgetreten wurde. – Den 16. Juni 1823 wurde der Hospital mit der geistlichen Verwaltung in Eine Administration vereinigt, s. oben. Inzwischen hat sich das Stiftungsvermögen durch zweckmäßige Verwaltung zu dem oben dargestellten günstigen Verhältnisse gehoben. 1

Die Reformation machte Michael Stiefel zuerst in Eßlingen bekannt, und der von ihm ausgestreute Samen ging, als er entfliehen mußte, nicht zu Grund, vielmehr nahm die Zahl der Anhänger der Reformation immer mehr zu; in den Weilern aber fand auch die Lehre der Wiedertäufer, trotz allen Verfolgungen, starken Eingang und erhielt sich hier während des ganzen 16. Jahrhunderts. Dem immer ungestümeren Verlangen der Bürger nach Einführung der neuen Lehre aber widerstand der Rath lange, weil sein Haupt, der Bürgermeister Holdermann, der eifrigste Gegner dieser Lehre war. Endlich aber gewann die protestantische Partei, den Stadtschreiber Machtolf an ihrer Spitze, die Oberhand, Ambrosius Blaurer von Constanz wurde berufen (September 1531) und führte die Reformation ein, für welche bei einer bei der Bürgerschaft angestellten Umfrage sich bei weitem die meisten erklärten. Vergebens protestirten die katholischen Geistlichen und das Domkapitel Speyer, vergebens mahnte der Bischof von Constanz ab und auch die österreichische Regierung in Württemberg suchte eben so erfolglos die Sache zu hintertreiben. Messe und andere Ceremonien wurden abgethan, die Bilder aus den Kirchen weggenommen, wobei es ohne Bilderstürmerei nicht abging; die Klosterpersonen, welche nicht austreten wollten, wurden zusammen ins Barfüßer-Kloster untergebracht. Auch trat die Stadt im September 1531 dem schmalkaldischen Bunde bei. Durch Gesetze und Verordnungen suchte man die neue Lehre zu befestigen, 1533 ward eine Ordnung des Gottesdienstes, 1534 eine Kirchenordnung bekannt gemacht. Anfangs schwankten die Eßlinger zwischen Zwingli und Luther, ein Schreiben des letztern aber (4. Oct. 1535) entschied, die Stadt trat nun auch der württembergischen Konkordia bei (1536). Die Klöster bekamen besondere Pfleger, das gesammte übrige Kirchengut wurde mit den Gütern und Einkünften den frommen und wohlthätigen Stiftungen im „gemeinen Kirchen- und Armenkasten“ vereint. Am schmalkaldischen Kriege 1546 nahm auch Eßlingen Theil, mußte dafür aber auch durch Einquartierung spanischer Truppen, durch Lieferungen und durch Bezahlung von Strafgeldern, im Betrag von mehr als 60.000 fl. (40.000 fl. dem Kaiser, 13.000 seinem Bruder Ferdinand u. s. w.) büßen, 1552 aber an die wider den Kaiser verbündeten Fürsten sich anschließen und ihnen 11.000 fl. zahlen. Auch das Interim (1548) anzunehmen, zwang der Kaiser, der deßwegen im August 1548 selbst nach Eßlingen kam, die Stadt, und die Katholischgesinnten,

Empfohlene Zitierweise:
August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Eßlingen. Verlag der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1845, Seite 154. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAE%C3%9Flingen_154.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)