Seite:OAEßlingen 170.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

den 14. Sept. 1360 befiehlt er dem Bürgermeister, Rath, und den Bürgern von Eßlingen den Schutz des Klosters ausdrücklich an. Nichtsdestoweniger übte Württemberg hinfort die Schirmsherrlichkeit wenigstens faktisch, weßwegen Weil in den folgenden Kriegen die Feindseligkeit der Eßlinger gleich den württembergischen Ortschaften zu empfinden hatte. Um die Mitte des 15. Jahrhunderts war das Kloster in blühenden Umständen und die Zahl der Conventualinnen war 1362 so angewachsen, daß auf Verlangen des Provinzials ein Maximum von 70 festgesetzt wurde, jedoch mit dem Vorbehalt weitere Personen aufzunehmen, deren Annahme besondern Nutzen, oder deren Abweisung dem Convent Schaden bringen könnte (Bes. 457). Der Städtekrieg 1377 aber brachte die erste große Calamität über Weil, denn nun wurde es von den Eßlingern und Ulmern niedergebrannt (Chron. Denkend. mscr. s. württ. Jahrb. 1835 I. S. 183) und mußte „wegen Armuth, und weil seine Güter stark verwüstet waren“ viele Gefälle und Besitzungen verkaufen. Wenn es sich in der Folge auch wieder erholte, so daß 1448 die Zahl der Nonnen sogar auf 130 gestiegen war, so ist doch seine weitere Geschichte nur die seines Verfalls und seiner Bedrängnisse. Im Kriege mit dem Grafen Ulrich von Württemberg 1449 verbrannten die Eßlinger die Mühle des Klosters, verwüsteten seine Güter, fielen den 15. August über das Gotteshaus selbst her, plünderten die Fahrniß und alle Vorräthe, mißhandelten die Nonnen und steckten endlich die Gebäude in Brand (Cleß III, S. 402). Acht Jahre später, als eine neue Fehde zwischen Württemberg und der Stadt auszubrechen drohte, entflohen die erschreckten Klosterfrauen eilends nach Stuttgart. Durch diese Verheerung wurde der Wohlstand des Klosters tief und auf lange Zeit zerrüttet; 1478 zählte es nur noch 20 Bewohnerinnen, und mußte so viel verpfänden und verkaufen, daß der General des Predigerordens alle solche Veräußerungen von Klostergütern ohne seine besondere Erlaubniß, ernstlich untersagte, Urk. d. d. Cöln, 15. Mai 1464 (Bes. 459). Übrigens ist nicht zu verschweigen, daß der Frauenconvent durch die um jene Zeit sehr zerrüttete Disciplin und mancherlei Ausschweifungen diesen Verfall mitunter selbst verschuldete. [1] Daher nahm Graf Ulrich von Württemberg 1478 eine Reformation


  1. Die Sinnlichkeit nahm auch hier die Maske eines verliebten Mysticismus an. „Man hat noch eine Sammlung von Nachrichten aus dem Frauenkloster Weil, wo von mehreren Nonnen Ekstasen erzählt werden, in denen ihr Angesicht blühte wie eine Rose, und da sie wieder zu sich selbst kamen, konnten sie sich nicht enthalten und sprachen, ich bin Gottes voll.“ Cleß III. S. 457. nach Arch. Nachr.
Empfohlene Zitierweise:
August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Eßlingen. Verlag der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1845, Seite 170. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAE%C3%9Flingen_170.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)