Seite:OAEßlingen 179.png

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Fahrstraße südsüdöstlich von Eßlingen, am Rand des Filderplateau und über dem bewaldeten linken Abhang des Neckarthales, in welches der spitze Thurm der Kirche malerisch herabschaut. Die Kirche zu Berkheim (zum h. Michael) war dem Kloster Denkendorf schon von seinem Stifter übergeben. 1190 erlaubt Bischof Diethelm von Constanz dem Propst Adelhard und seinem Nachfolger, das sacerdotale officium in ecclesiis in Bercheim et Denkendorf vom Kloster aus zu besorgen, und die Einkünfte der Pfarrei für die Bedürfnisse des Convents zu verwenden, was die Päpste Cölestin III. (1191) und Urban IV. (1263) bestätigten (A. U.) So blieb Berkheim ein Filial von Denkendorf bis 1739, in welchem Jahr es der Pfarrei Nellingen zugetheilt wurde. Seit einigen Jahren aber bildet es eine eigene Pfarrei, die vorerst von einem Amtsverweser versehen wird. Die Kirche, am nördlichen Ende des Orts und von dem Begräbnißplatz umgeben, ist alt, eng und klein, und durch einige neuere Zuthaten mehr entstellt als verschönert worden. Die Stiftungspflege, bei deren Unzulänglichkeit die Gemeinde einsteht, hat sie im Bau zu erhalten. Eine eigene Pfarrwohnung ist nicht vorhanden, daher der Pfarrverweser zur Miethe wohnt. Die Schule (mit einem Lehrer) und das Lokal des Gemeinderaths befinden sich in Einem Hause.

Die Einwohner leben von Feldbau und Viehzucht in mittlerem Wohlstande. Die Güter liegen zum bei weitem größten Theil auf der gegen das Neckarthal sich absenkenden Filderhöhe, und haben einen leichten, lehmigen, nicht besonders tiefgehenden Boden. Dinkel, Haber und Gerste werden vorzugsweise, weniger Flachs und Hanf gebaut. Der Durchschnittsertrag wird an Dinkel zu 6, an Haber und Gerste zu 3–4 Schffl. per Morgen angegeben. Die Ackerpreise sind 200–350–500 fl. Seit 36 Jahren blieb die Markung von Hagelschlag fast gänzlich verschont, nachdem sie von 1796 an zwölf Jahre nach einander betroffen worden war. Der Wieswachs ist nicht ausgedehnt aber ergiebig. Nicht unwichtig ist die Obstzucht in den das Dorf rings umgebenden Gärten. Man trifft hier sehr schöne Nußbäume, und besonders Linden von herrlichem Wuchs, deren Blüthen einen kleinen Nebenerwerb liefern. An Waldung fehlt es der Gemeinde; ein schöner Laubwald von 226 Morgen auf hiesiger Markung ist Eigenthum der Stiftungspflege Eßlingen, welche der Gemeinde ihre angesprochene Nutzungsrechte streitig macht, s. hiernach. Der Weinbau hat seit längerer Zeit gänzlich aufgehört. Die Rindviehzucht ist so erheblich, als die Verhältnisse erlauben; es wird einiger Viehhandel getrieben. Die Schäferei ist man im Begriff eingehen zu lassen. Die Gewerbe sind Nebensache; am zahlreichsten sind die Leinweber und die meist auswärts arbeitenden

Empfohlene Zitierweise:
August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Eßlingen. Verlag der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1845, Seite 179. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAE%C3%9Flingen_179.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)