Seite:OAEßlingen 197.png

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Pelagius ist um die Mitte des 12. Jahrhunderts (s. oben) über dem steilen Abhang des Klosterhügels auf starker Substruction erbaut worden, hat aber in Folge des Brandes im J. 1377 und der Renovirung 1569 viele Veränderungen im Innern erlitten. Sie ist dreischiffig mit einer westlichen Vorhalle (Paradies), deren Kreuzgewölbe auf massigen Pfeilern mit schön verzierten Capitellen ruht; Halbsäulen tragen die halbkreisförmigen Gewölbegurten. Diese Halle gehört zur ersten Anlage der Kirche, ist aber nur im Innern byzantinisch, indem sie von außen Veränderungen erlitten hat, die sie ganz entstellen. Der Eingang trägt die Jahreszahl 1468. Die jetzt wieder abgebrochene Probstwohnung ist ihr aufgesetzt worden, daher sie starke Außenwandungen erhalten hat. Auch möchte man glauben, daß ihr Boden aufgefüllt wurde, indem sie ziemlich niedrig und gedrückt erscheint. Überhaupt ist die Kirche keineswegs großartig, wie z. B. die Maulbronner, sondern (freilich größtentheils aus Schuld späterer Entstellungen, Verbauung des Chors durch die Orgel, Emporkirchen etc.) finster, winklig, feucht und moderig. Die Arkaden des Mittelschiffs sind spitz, die Fenster darüber rundbogig. Eine Bretterdecke ruht auf dem Mittelschiff, wie auch auf dem Chor. Dieser ist erhöht und rechtwinklich abgeschlossen; an den Wandungen des Chors läuft eine Rundbogengallerie auf Säulchen mit Schilfblattcapitellen herum. Eine Gallerie von ganz ähnlichen Säulchen, auf welchen je drei Rundbogen ruhen, zieht sich oben an den Außenmauern des Mittelschiffs hin. Sehr sehenswerth ist die große Krypte des heiligen Grabes unter dem Chor mit hohem Tonnengewölbe, schönen Ornamenten an den Gesimsen und Capitellen der Pilaster, und Resten guter Malereien aus dem 15. Jahrhundert an den Wandflächen. S. Grüneisens Beschr. älterer Werke der Malerei S. 28. Ein hölzerner Kopf, das Haupt Johannis des Täufers vorstellend, auf einer hölzernen Platte, wird in dieser Krypte aufbewahrt, die übrigens seit langer Zeit die Bestimmung eines Kellers erhalten hat. Auch in der Kirche selbst entdeckt man unter der Tünche noch Überbleibsel schöner Wandmalereien. Die geschnitzten und vergoldeten Bilder der zwölf Apostel standen in den Nischen des Chors. Sie sind bis auf einige, die in einem sehr verwahrlosten Zustande in dem ehemaligen Sakristeigewölbe aufbewahrt werden, zu Grunde gegangen. Die Chorstühle (aus den Jahren 1507–16) sind von guter Arbeit, aber durch Anstrich entstellt. Ihr Stifter, Probst Johannes Hungher, hat sich durch die Verse verewigt: Johannes Hungher stabulata sedilia fabri Praepositus fieri fecit amore chori. Die fünf Felder der Kanzelbrüstung zeigen die gut geschnitzten Bilder des Erlösers und der vier Kirchenlehrer. Ein Gemälde, die Kreuzigung, jetzt an

Empfohlene Zitierweise:
August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Eßlingen. Verlag der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1845, Seite 197. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAE%C3%9Flingen_197.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)