Seite:OAEßlingen 207.png

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scharf; gutes Quellwasser ist in großer Menge vorhanden. Bauart und Aussehen des Ortes haben nichts Besonderes; freundlich und zum Theil neu gebaut ist der obere Theil gegen die Eßlinger Straße.

Die Pfarrkirche, ein 1777 erbautes gefälliges Gebäude, hat eine schöne, sehr gute Orgel. Der alte Thurm, welchem die Kirche angebaut ist, gehört zu den sehenswertheren Überresten vorgothischer Baukunst im Land. Die Baulast ruht auf der Stiftungspflege. In einem geschlossenen Hof neben der Kirche befinden sich die Gebäude der ehemaligen Probstei (s. hiernach); in einem derselben war der Sitz des 1836 aufgelösten Kameralamtes und ist jetzt die Pfarrwohnung. Statt des früher neben der Kirche befindlich gewesenen Begräbnißplatzes ist jetzt ein neuer außerhalb des Ortes angelegt. Die Schule hat zwei Lehrer; ein neues gutes Schulhaus hat die Gemeinde 1826 mit einem Aufwand von 6000 fl. gebaut. Anstatt des bisherigen alten und sehr unansehnlichen Rathhauses hat jetzt die Gemeinde ein zu den ehemaligen Probsteigebäuden gehöriges Haus angekauft.

Der Wohlstand der Corporation steht auf einer niedrigen Stufe; dagegen findet sich theilweise bei Privaten eine in Vergleichung mit mehreren Nachbarorten höhere Wohlhabenheit, die sich auch in den moralischen Eigenschaften der Einwohner, in ihrem Ehrgefühl und Sinn für Ordnung und Schicklichkeit nicht verläugnet. In physischer Beziehung gelten sie für besonders kräftig und tüchtig. Hauptnahrungsquelle ist der Feldbau, nächst ihm die Viehzucht. Die meisten Felder der ansehnlichen Markung liegen eben, und haben einen leichten, tiefgründigen, im Allgemeinen fruchtbaren Boden. Die Fruchtgattungen sind die in der Gegend gewöhnlichen. Wichtig sind die Erzeugnisse der Brache, die vollständig eingebaut wird, Kartoffeln, Kraut und noch mehr Flachs, der besonders gut gedeiht, und dessen Bereitung immer mehr cultivirt wird. Die Ackerpreise stehen zu 150–250–500 fl. Bei der Ausdehnung und Vervollkommnung des Feldbaues wäre ein größerer Wiesenertrag zu wünschen, der hinsichtlich der Menge nur mittelmäßig ist. Die Rindviehzucht ist übrigens in gutem Zustande; die Gemeinde, welche die Farrenhaltung verpachtet hat, sieht auf gute Nachzucht. Die Schafzucht ist im Abnehmen; der Waidepacht erträgt 350 fl. Durch die Nähe der Residenz wird die Geflügelzucht begünstigt,

Von Gewerben sind die Weberei (45 Meister, darunter zwei stark beschäftigte Baumwollenweber), und drei Schildwirthschaften zu nennen.

Die Zehenten erhebt der Staat, und zwar gegenwärtig an Novalzehenten 11 fl. 31 kr., an Großzehenten von 1839/56 jährlich 278 Schffl. 4 Sri. Dinkel, 129 Schffl. Haber, 62 Schffl. Gerste, 1 Fuder 15 Bd. Stroh, und 184 fl. 24 kr. Surrogatgelder; von

Empfohlene Zitierweise:
August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Eßlingen. Verlag der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1845, Seite 207. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAE%C3%9Flingen_207.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)