Seite:OAEßlingen 215.png

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Platz gemacht, die sehr in Aufnahme kommt. Die Gemeinde hat schöne Baumpflanzungen auf einigen Waideplätzen angelegt. Als eifriger Obstzüchter ist Joseph Herzog, Maurer, zu nennen. An Holz ist Mangel, daher sich manche Bürger mir Erlen, Pappeln und Weiden behelfen. Die Rindviehzucht verbessert sich immer mehr, da die Gemeinde auf Haltung guter Zuchtstiere bedacht ist. Einen besonders schönen Viehstand hat Kunstmüller Bundschuh. Viehmastung und Viehhandel findet, wiewohl nicht in bedeutender Ausdehnung Statt. Die Schafwaide wird von fremden Schäfern beschlagen, welche der Gemeinde ein Pachtgeld von 2300 ff. entrichten. Wichtig ist für Neuhausen die Geflügelzucht, auch Geflügelmästung. Hühner, Gänse und Enten und besonders welsche Hühner werden in großer Zahl hier gezogen und in Stuttgart verkauft. – Die Gewerbethätigkeit ist nach Eßlingen die bedeutendste im Oberamt. Die zahlreichsten Handwerker sind die Maurer und Steinhauer, deren man 80, meist verheirathete Gesellen, zählt; sie ziehen des Sommers den Bauplätzen in Stuttgart, viele auch in weitere Entfernung bis Straßburg etc. nach. Nächst diesem ist das Gewerbe der Schuhmacher (65) bedeutend, die für die Umgegend arbeiten und die Märkte weit umher besuchen. Die Hausmannsche, jetzt Hardegg und Baumeistersche Tapetenfabrik, welche 1838 von Blaubeuren hieher verlegt wurde, und im neuen Schloß ihren Sitz hatte, ist, da letzteres an die Gemeinde verkauft worden, nach Stuttgart übergesiedelt. Zwei Fabrikanten (Balluf) verfertigen die beim Volke sehr beliebten Dosen aus Pappendeckel und Papiermache. Schildwirthschaften zählt man 12, Bierbrauereien 2,[1] Handlungen 3, Mahlmühlen 3, darunter 1 mit americanischer Einrichtung; diese leiden sehr häufig Mangel an Wasser, welchem man durch artesische Bohrversuche abzuhelfen ohne genügenden Erfolg bemüht war. Der Ort hält jährlich drei Vieh- und Krämermärkte, die bedeutendsten in der ganzen Gegend.

Der Staat erhebt, mit Ausnahme von 72 M., welche der Pfarrei großzehentbar sind, den großen Zehenten von der ganzen Markung, und zwar für die Pachtperiode 1842/59 jährlich Dinkel 403 Schffl. 3 S., Haber 120 Schffl. 4 S., Gerste 112 Schffl. 3 S., Stroh 2 Fdr. 53 Bd. Surrog.-G. 17 fl. 37 kr. Im Jahr 1767 wurde der kleine, Heu-, Obst-, Blut- und Bienenzehent von der Pfarrstelle gegen ein


  1. Um die Mitte des 17. Jahrhunderts wurde auf gutsherrliche Rechnung sehr viel Bier fabricirt und ins Württembergische verkauft. Aller Remonstrationen des Herrn Georg Wolf von Rothenhan aber ungeachtet wurde 1659 von Seiten Württembergs die Einfuhr bei Strafe Eines Gulden vom Imi verboten. (Fin. Arch.)
Empfohlene Zitierweise:
August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Eßlingen. Verlag der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1845, Seite 215. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAE%C3%9Flingen_215.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)