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nur die Waldungen in seinem Besitz. Im J. 1836 aber verkaufte der Freih. v. Gaisberg das Gut wieder an Privaten, worauf es zerstückelt wurde und theilweise in die Hände Ausgesessener kam.


12. Plochingen

mit dem Wernershof, Pfarrdorf mit Marktgerechtigkeit und 1870 evang., 8 katholischen Einwohnern, 21/2 geom. Stunden ostsüdöstlich von Eßlingen, am rechten Ufer des Neckars, in welchen hier die Fils mündet, und an der Staatsstraße nach Ulm, mit welcher sich im Ort selbst die Straße von Schorndorf nach Kirchheim und Nürtingen kreuzt. Plochingen ist der Sitz eines Amtsnotariats, eines Revierförsters, eines praktischen Arztes und einer Apotheke. Das Postamt ist 1844 von hier weg nach Reichenbach verlegt worden. Der ansehnliche Ort ist am Fuß des sich gegen das Filsthal absenkenden Schurwaldgebirgs sehr vortheilhaft gerade an dem Punkt gelegen, wo der Neckar durch das entgegenstehende Gebirge genöthigt wird, westwärts zu biegen und gleichsam das natürliche Rinnsal der Fils zu verfolgen. Die gefällige Ansicht des Orts von Pfauhausen her gewinnt durch die schöne mit einem Schieferdach bedeckte Brücke, welche über den Neckar, gleich unterhalb der Filseinmündung, führt. Diese Brücke, ein Werk des Architekten Etzel vom J. 1778, ist wegen der sinnreichen Holzconstruktion, vermöge welcher sie ohne Joch in einer Länge von 244 Schuh über den Fluß gespannt ist, sehenswerth. Das Aussehen des Fleckens im Innern zeichnet sich nicht besonders aus, doch ist die Hauptstraße ziemlich reinlich und hat einige gut gebaute und hübsche Häuser, z. B. den Gasthof zum Waldhorn, die Kunstmühle u. a. Eine neuerdings angelegte irdene Teichelleitung führt vorzügliches Quellwasser in hinreichender Menge den Brunnen zu.

Die Pfarrkirche (zum h. Blasius) liegt mit dem 1833 erweiterten Begräbnißplatz auf einer ziemlich steilen Anhöhe südwestlich über dem Dorf, und ist noch zum Theil von einer hohen festen Mauer mit Zinnen umgeben. Nach den Zahlen über den Eingängen ist die Kirche 1481, der (durch ein unschönes Satteldach verunstaltete) Thurm 1488 erbaut worden. Der Chor hat ein gutes Gewölbe, das Langhaus aber eine ziemlich niedrige bretterne Decke. An den Feldern der Emporstühle ist der Cyclus der heil. Geschichte in Gemälden angebracht. Eine Zierde dieser Kirche ist die sehr gute und auch äußerlich gefällige Walkersche Orgel vom J. 1838. Das Eigenthumsrecht und die Baulast der Pfarrkirche hat die Stiftungspflege, welche ein Vermögen von 14.000 fl. besitzt, nachdem im J. 1836 derselben von der Gemeinde ein Capital von

Empfohlene Zitierweise:
August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Eßlingen. Verlag der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1845, Seite 228. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAE%C3%9Flingen_228.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)