Seite:OAEßlingen 240.png

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unscheinbar. Eine größere hölzerne Brücke führt hier über die Lauter, und vier kleine steinerne über den Mühlbach.

Die Einwohner, an Fleiß und Betriebsamkeit besonders in neueren Zeiten keiner Nachbargemeinde nachstehend, sind hinsichtlich ihrer Vermögensumstände unter sich höchst ungleich. Es giebt einzelne sehr wohlhabende, viele ziemlich oder ganz arme; die Mehrzahl ist nur mittelmäßig begütert. Auf dem Grundeigenthum ruhen sehr bedeutende Lasten, indem der größte Theil der Güter drei- und viertheilig ist, d. h. die dritte oder vierte Garbe giebt, welche Pflicht zwar zum Theil abgekauft ist, (gegen den Staat um 12.446 fl.) zum Theil aber noch besteht. Doch sind gegenwärtig die Unterhandlungen über Ablösung sämmtlicher Grundgefälle eingeleitet. Die Felder sind sehr ungleich vertheilt, daher sich nur die geringere Zahl durch Feldbau und Viehzucht emporbringen kann. Die Mittleren suchen sich daneben – aber nicht immer zum Vortheil ihrer Ökonomie – durch Fuhrwerken auf den Landstraßen, die Armen durch Gewerbe und Taglohn zu helfen. Die Communcasse dagegen hat ansehnliche Revenuen und könnte diese durch bessere und zweckmäßigere Benutzung eines ausgedehnten, sehr ertragsfähigen Grund-Eigenthums an Allmanden und Waldungen noch erhöhen. Der Boden (rechts der Lauter Lehm, im Thal Kiesgrund, links schwarzer Letten) ist im Ganzen fruchtbar. Vorzugsweise werden gebaut Dinkel und Gerste, Flachs, Hanf, Erbsen und Linsen, welche letztere besonders gut gerathen und gesucht sind. Der Dinkel-Ertrag wird zu 10–12, der Gerste-Ertrag zu 5–6 Schff. pr. M. angegeben. Diese Fruchtgattungen werden auch auf den Verkauf gebaut und in der Schranne zu Kirchheim abgesetzt. Gerollte Gerste wird bis ins Badische und in die Schweiz ausgeführt. Auch Flachs wird viel verkauft. Die Ackerpreise sind 200, 450, 700 fl. Die Wiesen werden größtentheils gewässert, geben aber wenig, doch meist gutes Futter; sie sind, bei der kaum zulänglichen Fläche, gesuchter als die Äcker. Preise 200, 500, 800 fl. In der Obstzucht steht Wendlingen den übrigen Orten des Bezirkes nach. Weinbau hat in älteren Zeiten an der Halde, nordwestlich vom Ort Statt gefunden, ist aber jetzt gänzlich aufgegeben. Ein Wald von 200 M., großentheils mit Eichen bestockt, das sogenannte Rübholz, ist Eigenthum der Gemeinde. – Die Viehzucht ist bei der Beschränktheit der Wiesenfläche und des Futterbaues ein untergeordneter Erwerbszweig, und nur wenige Bürger zeichnen sich durch schönen Viehstand aus. Es besteht noch Herbstwaide. Die Schafzucht ist wegen Einschränkung der Waide auch hier im Abnehmen. Die Schafwaide, welche vor einigen Jahrzehenten von der Gemeinde der Herrschaft um 20.000 fl. abgekauft wurde, erträgt jetzt an Pacht 330 fl., wozu

Empfohlene Zitierweise:
August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Eßlingen. Verlag der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1845, Seite 240. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAE%C3%9Flingen_240.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)