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noch das Pferchgeld mit 700 bis 800 fl. kommt. Geflügel, das hier häufig gezogen wird, findet seine Käufer in Kirchheim und noch mehr an den Neuhäuser Händlern. – Von Gewerben sind zu nennen: 3 frequente Mahlmühlen, 3 Gypsmühlen, 1 Säg- und 1 Ölmühle (letztere mit nicht unbedeutendem Absatz an Brennöl), zwei Schildwirthschaften. Die zahlreichsten Professionisten sind Schuhmacher, welche für benachbarte Märkte arbeiten, Leineweber, wandernde Maurer und Steinbrecher, welche letztere in den ergiebigen Liassandstein- (Bruchstein-) Brüchen der hiesigen Markung arbeiten. Vieles Fuhrwesen wird mit Holz abwärts und Gyps aufwärts, auch mit Kaufmannsgütern von Canstatt an den Bodensee, getrieben. Von dem Gerstenhandel s. vorhin.

Die Zehenten bezieht sämmtlich der Staat, indem auch der kleine Zehent 1809 gegen ein fixes Äquivalent übernommen wurde. Der große beträgt (1838/46) jährl. Dinkel 170 Schff., Haber 68 Schff. 4 Sri., Einkorn 78 Schff. 2 Sri., Gerste 34 Schff., Stroh 2 Fdr., Surrog. 24 fl. 51 kr. Der kleine 415 fl., Gerste 25 Schff. und etwas weniges an Hülsenfrüchten. Der Heu- und Öhmdzehenten ist abgelöst. Novalz. 92 fl. 13 kr. Gültberechtigt ist ebenfalls der Staat, zu einem kleinen Theil auch die Stiftungspflege, außer welcher noch die Gemeindepflege des Orts, sodann die Stiftungspflegen Pfauhausen und Unterensingen Hellerzinse zu beziehen haben. Die Frohnen sind abgelöst. Es werden einige bürgerliche Nutzungen gereicht.

Wendlingen (offenbar von dem Mannsnamen Wendel, Wendelin) wird 1132 zuerst genannt in Sulgers Annal. Zwif. I. p. 80, wo Heinrich von Kuppingen dem Kloster Zwiefalten hier einen halben Hof schenkte. Als Civitas W. erscheint der Ort 1237 in einer Urk. Gr. Egeno’s von Aichelberg (Staatsarch.). Ein R. minister de Wendelingen ist 1259 Zeuge in einer Urk. Graf Diepolds v. Aichelberg für das Kl. Salmansweiler (Cod. Sal. 3, 65). 1276 kommt eine Adelheid von Wendlingen mit ihrem Sohne Conrad vor, die dem Kloster Kirchheim alle ihre Güter in Wendlingen und Lindorf übergeben; ebendaselbst vergaben etliche Nonnen 1300 dem Kloster Güter (A.U.) und 1306 einen Acker und Gülten (Gab.). Später gehörte Wendlingen sammt Kirchensatz und Zehenten denen von Lichteneck (s. OABschr. von Kirchheim S. 196).[1] Kraft von Lichteneck stiftete 1348 ein Seelgeräthe mit Gülten aus der Mühle, und wegen „großer Gebrechen“ die Wendlingen in Besorgung des Gottesdienstes hatte, die Stellen von zwei Priestern; der eine soll Kirchherr seyn, der


  1. Ein adeliges Geschlecht scheint sich übrigens fortwährend von dem Ort genannt zu haben. 1457 findet man einen Rembold v. Wendlingen als württ. Rath. Steinhofer II. S. 994.
Empfohlene Zitierweise:
August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Eßlingen. Verlag der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1845, Seite 241. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAE%C3%9Flingen_241.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)