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aus, wo er seit 60 – 70 Jahren gezüchtet wird, in die benachbarten Dörfer Heiningen, beide Eislingen u. s. w. verbreitet.

b) Der Limpurger oder Leinthaler Schlag von falber und gelber Farbe, braunem Maule etc. ist wegen seiner bekannten Eigenschaften und Tauglichkeit zur Mastung im Bezirke sehr verbreitet und eifrig gesucht. In mehreren unserer Orte trifft man ihn bei weitem größer und stärker, als in seiner eigentlichen Heimath, weil er hier von wohlhabenderen Besitzern schon viele Generationen hindurch in sich fortgezüchtet und durch reichliche kräftige Nahrung schon auf die erste Entwicklung der Kälber eingewirkt worden ist.

c) Der Gruibinger Schlag. Gruibingen mit seinen weit ausgedehnten, kräftigen und gesunden Weiden hat seit alten Zeiten stets den gleichen Schlag in sich fortgezüchtet. Derselbe theilt mit dem Alpschlage nur die gelbrothe Farbe; er ist aber größer und sein Knochenbau zarter und gedrängter. Ein feiner „kühischer“ Kopf, die große Blasse, schön aufwärts gebogene gelbe Hörner, ein gutgebauter, ganz ebener Rücken sind seine Unterscheidungsmerkmale. In Gruibingen ist er so allgemein, daß hier höchst selten eine fremde Kuh gekauft und von dem Einwohner, der keine eigene Nachzucht hat, stets aus der Heerde des Dorfes ein Stück Melkvieh gewählt wird. [1] Weil auf der Weide erzogen, ist dieses Vieh wegen seiner Kraft und Ausdauer sehr gesucht. Das Melkvieh liefert reichliche und gute Milch; die Kälber sind klein, und Kühe und Ochsen, welche zur Mastung aufgestellt werden, zeichnen sich durch sehr guten Ansatz von Unschlitt aus. Deßwegen sind auch die Gruibinger Viehmärkte sehr zahlreich besucht.

d) Neben diesen Schlägen findet sich auch in einzelnen Stücken, namentlich in Göppingen, das holländische Vieh vor, welches der Milchnutzung wegen zur Zufriedenheit der Besitzer gehalten wird.

In den J. 1838 — 1840 wurden durch die Oberamts-Versammlung 13 Farren und 15 Kühe in Simmenthal,


  1. Neben einem Ziegen- und Fohlenhirten sind hier 6 Hirten für das Rindvieh bestellt, welche zu gleicher Zeit je in einen andern Bezirk zur Weide fahren. Die Kühe (200 – 230) stehen unter 3 Hirten. Ein Vierter hütet die (90 – 100) 11/2jährigen Stiere und Kalbeln, hier „Boschen“ genannt, ein Fünfter treibt die (80 – 100) Kälber, die vor dem Austreiben einige Stunden in einen Pförch zusammengesperrt und aneinander gewöhnt werden, auf die Weide; für die letzteren wird nach altem Brauche stets die beste Weide ausgewählt. Ein Ochsenhirte endlich treibt im Vorsommer 40 – 50, im Spätherbst 80 – 100 Ochsen und Stiere aus.
Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Göppingen. J. G. Cotta’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1844, Seite 061. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAG%C3%B6ppingen_061.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)