Seite:OAGöppingen 105.png

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d. OA. Canstatt, S. 12.) von Marbach und Schorndorf her über Oberberken bei Brech in unsern Bezirk eintritt und alsbald bei Pöppelenshof wieder austritt, wahrscheinlich, um über Lorch nach Pfahlbronn zu führen. Nach Vermuthungen des Herrn Topographen Paulus gieng von eben dieser Straße bei Oberberken höchst wahrscheinlich ein Straßenarm aus, welcher in südöstlicher Richtung unsern Bezirk ganz durchschnttt und zum Übergang über die Alp diente. Diese Straße führte bei Holzhausen vorbei und mag wohl auch durch Uhingen gezogen haben, wo wahrscheinliche römische Baureste noch zu finden sind. Von hier aus zog sie über Betzgenried und Boll; und da zwischen Boll und Gruibingen der Steilrand der Alp unterbrochen ist, so wurde in dieser natürlichen Lücke die einzige und beste Gelegenheit erkannt, von hier aus auf das Plateau der Alp zu gelangen, und somit die Straße über Gruibingen nach Drackenstein geführt, wo wir sie (Beschr. des OA. Geislingen, S. 118) in ihrer Richtung nach Lauingen wieder finden. Für diese Annahme sprechen auch die am Eingang in diesen Paß zwischen Boll und Gruibingen, theils im Thale und theils auf der vorspringenden Bergspitze Landsöhr befindlichen Reste uralter Schanzen,[1] welche von den Römern aufgeworfen worden seyn mögen, nicht nur um die Straße, welche gerade an dieser Stelle in den Thalpaß eintritt, zu decken, sondern auch um einen weiteren Späheposten auf der vorgedachten Bergspitze mit sehr weitem Gesichtskreise zu gewinnen, deren Benennung ohnedieß so bezeichnend für jenen Zweck ist. Eben diese Straße muß auch die römische Niederlassung bei Köngen mit Lauingen in Verbindung gesetzt haben und mag mittelst eines Seitenarmes zwischen Jesingen und Schlierbach (s. unten) in den Oberamtsbezirk Kirchheim getreten seyn. [2]

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Göppingen. J. G. Cotta’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1844, Seite 105. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAG%C3%B6ppingen_105.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)
  1. Leichtlen (Schwaben unter den Römern 56) hält diese Schanzen für eine Grenzmarke zwischen den Provinzen Rhätien und Obergermanien; also doch auch für römisch.
  2. Nach diesen neuern Untersuchungen modificirt sich die S. 110 der Beschr. des OA. Kirchheim ausgesprochene Vermuthung hinsichtlich des Übergangs über die Alp um so mehr, wenn die Alpstraße über den Reußenstein aus dem deutschen Alterthum herrührt. (Beschr. des OA. Geislingen. 118.)