Seite:OAGöppingen 112.png

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und angenehm gelegen. Sie liegen, mit Ausnahme des Oberdiakonathauses, in der Nähe der Stadtkirche, und standen einst auf dem dem Stifte zugehörigen „alten Hofe,“ nachmals „der Pfarrhof“ genannt. Graf Ulrich von Württemberg verkaufte 1452 an das Stift „vnser Behusung vnd Hofreitin zu Geppingen, genannt der alte Hof, gelegen an der Stadtmur vnd der v. Zylnhard Caplans Behusung,“ um 500 fl., welcher sofort zur Wohnung des Propstes eingerichtet, 1510 aber einigen Stiftsherren eingeräumt wurde. Nach dem Lagerbuch der Stiftsverwaltung ist der ganze Hof bis zur Reformation „rings ummacht und von der Stadt, anderer Burger und Einwohner Behausungen abgesondert verschlossen gewesen; darauf damals gemeine Stadt Göppingen weder Gebot noch Verbot, sondern das gemeine Capitel allein gehabt.“ Nach Aufhebung des Stiftes erhielten die Gebäude ihre jetzige Bestimmung.

f) Die deutsche Knabenschule; g) das Kriminalgefängniß; h) der kleine Marstall mit der Beschälhütte; i) die große und k) die kleine Zehentscheune; l) der Kellereifruchtkasten und m) der Pflegfruchtkästen. Auch diese Gebäude, mit Ausnahme des letztern, sind abgebrannt und nach 1782 wieder erbaut worden. Dieser aber wurde nach einer Inschrift von Abt Leonhard von Adelberg (der hienach in Zell unter Aichelberg geboren ward), im J. 1510 erbaut.

2) An sonstigen öffentlichen Gebäuden:

a) Die Stadtkirche, früher auch Schloßkirche genannt, nahe beim Schloß gelegen. Sie gehört dem neueren Style an, hat keinen Chor und ist nicht groß genug, aber gut beschaffen. Die gute Orgel wurde 1619 durch freiwillige Beiträge der Bürgerschaft angekauft. Der Thurm ward, weil dem Einsturze nahe, 1838 abgebrochen. Der Bau des neuen Thurms, den unser Titelbild als ausgeführt darstellt, ist zu 24.365 fl. angeschlagen und bereits begonnen. Bis dahin hängen die 4 wohltönenden Glocken in einer Bretterhütte. Die Baulast dieser und der Stiftskirche hat der Armenkasten bei dessen Errichtung übernommen. Wir werden unten finden, daß an der Stelle der Kirche schon frühe die St. Johanneskapelle stand, und daß die Stiftskirche die Stadtpfarrkirche war. Schon 1559 klagte die Stadt über deren weite Entfernung; allein erst 1617 wurde der Plan, diese Kapelle abzubrechen und eine neue Kirche zu bauen, ausgeführt, die denn auch im J. 1620 unter der Leitung des berühmten Heinrich Schickardt von Herrenberg mit einem Kostenaufwande von 11.905 fl., woran das Kirchengut 7229 fl. beitrug, vollendet wurde.[1] Dagegen wurde

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Göppingen. J. G. Cotta’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1844, Seite 112. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAG%C3%B6ppingen_112.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)
  1. Über dem Hauptportal ist folgende Inschrift in Stein gehauen:„Illustrissimus Princeps et Dominus, Dominus Johann Friederic. Dux Würtemb. Comes Mompelg. In Honorem Dei Templum hoc extrui curavit anno Christi 1617. Jubilaeo Evangelico.“