Seite:OAGöppingen 118.png

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Von noch lebenden ausgezeichneten Eingebornen nennen wir den k. württ. Herrn Geheimenrath v. Kapff, Sohn des längst verstorbenen Oberhelfers, und den vor einigen Jahren verstorbenen Geheime Legationsrath von Pistorius[ER 1], Sohn des zu Anfang des gegenwärtigen Jahrhunderts gestorbenen vieljährigen Oberamtmanns.

Die Nahrungsquellen der Einwohner bestehen in Landbau, Rindvieh- und Schaf-Zucht, hauptsächlich aber in Gewerbsindustrie, die sehr im Steigen begriffen ist, und nicht immer neben den ersteren betrieben wird.

Das Areal der Stadtmarkung und das Verhältniß der einzelnen Culturen zeigt die Tabelle III. Über die hier gegrabenen Pflastersteine und Töpfererde s. oben S. 44. Die landwirthschaftliche Cultur steht bei einem fruchtbaren Boden auf einer anerkennenswerthen Höhe. Roggen, Dinkel, Gerste, Haber, Erbsen, Linsen, Kraut, Rüben, Hanf und eine Menge Kartoffeln werden gebaut. Die Stadt umgeben schöne Gartenanlagen, die fleißig cultivirt sind. Besondere Erwähnung verdienen aber nur der Schloßgarten und der Badgarten. Seit einigen Jahren ist hier ein Handelsgärtner. Die Wiesen liefern vieles und gutes Futter. Von großer Ausdehnung und Bedeutung ist auch der Obstbau. Es werden jährlich an 3000 Stücke Bäume zum Verpflanzen aus Nürnberg eingeführt, obwohl in der Stadt selbst etwa 20 Baumschulen sind. Im J. 1840 wurde der Obstzehente von der Stadtmarkung auf 52.000 Simri geschätzt. Über die Plantage der Maulbeerbäume und die Seidenraupenzucht s. oben S. 51. Die Tuchscheerer bauen einen Theil ihres Bedürfnisses an Karden selbst. Daß früher auch Weinbau hier Statt hatte, wurde schon S. 51 oben bemerkt. Ehrenfried von Schechingen gab 1487 seinen „Weingarten an dem Vntertübel“ (etwa 5 Morgen) einigen Bürgern zu Lehen, die sich verbinden, in des Junkers Kelter zu fahren. Diese wurde 1586 abgebrochen. Nach dem Lagerbuch der Stiftungsverwaltung von 1707 waren im sogenannten Sachsentobel, an die „Weinsteige“ stoßend, noch damals einige Morgen Weinberge, die aber schon 1733 ausgereutet waren.

Auch die Viehzucht ist von Bedeutung; Göppingen zählt die meisten Pferde, hat längst einen guten Namen wegen der Rindviehzucht (oben S. 61), betreibt die Schafzucht stark, und hat auch die meisten Mutterschweine.

Die Stadt zeichnete sich schon im Mittelalter durch eine lehrhafte Gewerbsindustrie aus. Das nur noch in einem Reste von einigen Blättern vorhandene, schon vor der Reformation abgefaßte, Gerechtigkeitsbüchlein der Stadt enthält unter Anderm eine Metzger-, Müller-, Häringschauer- und Standgeld-Ordnung. Das


Berichtigungen und Nachträge

  1. Korrigiert nach Beschreibung des Oberamts Welzheim/Berichtigungen: S. 118 der Oberamts-Beschreibung von Göppingen ist statt Herr Geheimerath von Pistorius: „der vor einigen Jahren verstorbene Geheime Legationsrath von Pistorius“ zu lesen.
Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Göppingen. J. G. Cotta’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1844, Seite 118. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAG%C3%B6ppingen_118.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)