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sind außer der zuvor erwähnten Frank’schen Schulstiftung nicht vorhanden.

5) Das oben S. 86 gedachte, für männliche und weibliche Dienstboten und Gewerbsgehülfen bestimmte, Krankenhaus, das jedoch mit einem Fonds nicht ausgerüstet ist. Eine Reform dieser Anstalt, bei der großen Menge von Fabrikarbeitern und Dienstboten dringendes Bedürfniß, ist im Werke.

6) Die Wilhelmshülfe, eine 1839 errichtete Rettungsanstalt für verwahrloste Kinder. Das oben S. 114 erwähnte eigene Haus der Anstalt ist mit 11/2 M. Garten umgeben. Die Kinder, gegenwärtig 25, die meisten aus der Stadt, einige auch aus dem Amt und andern Bezirken, sind einem Hausvater, einem Aufseher und einer Aufseherin, welche unter einem Comite von 14 Mitgliedern stehen, anvertraut, während ein Frauenverein die ökonomischen Angelegenheiten überwacht. Die Anstalt wird durch milde Beiträge und Kostgelder erhalten, hat aber auch mehrere Kinder unentgeldlich aufgenommen. Ihr dermaliger Fonds beträgt 5000 fl. Sie hat eine eigene, auf den Fuß der Volksschule eingerichtete Schule. Über die hier betriebene Seideraupenzucht S. oben S. 51. — Bemerkenswerth ist es, daß schon vor 70 Jahren eine ähnliche Anstalt zu Erziehung armer Kinder, deren weiteres Schicksal uns übrigens unbekannt ist, gegründet ward. (S. Schwäbisches Magazin. 1774. S. 82.)

Außer dem Oberamtsarzte haben noch drei Ärzte hier ihren Sitz. Die gute Lage an der frequenten Landstraße mag wohl der Grund gewesen seyn, daß einer der ersten Ärzte von Württemberg hier sich niederließ. Es ist dieß Nicolaus v. Schwerdt. Graf Eberhard III. von Württemberg bestellte ihn im J. 1405 zu seinem Leibarzt, und er hatte ihm von Göppingen aus zu dienen. Dafür befreite er ihn, seine Gattin und Kinder von allen Steuern und Diensten, die sie schuldig waren aus zwei Häusern in der Stadt, einem Hof daselbst, Wiesen an dem „Swalbrunnen,“ aus dem Brunmanshof zu Lerchenberg, seinem Haus zu Gmünd etc. (Sattler G. der Gr. IV. Beil. 67.) Vom 16. Jahrhundert an findet man eine ununterbrochene Reihe hiesiger Ärzte, wovon auch der als württ. Geschichtsforscher berühmte Oswald Gabelkhover, der eine zeitlang hier prakticirte, zu nennen ist. — Die erste Apotheke scheint im J. 1595 errichtet worden zu seyn; 1707 ist bereits von dem oberen „Apotheker“ die Rede.

Des landwirtschaftlichen Bezirksvereins und des landwirthschaftlichen Partikularfestes ist bereits oben S. 47 gedacht.

Brücken sind 3 in der Stadt. Die eine derselben, welche über den Mühlbach, einen Canal der Fils, zum Bad führt, die kleine

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Göppingen. J. G. Cotta’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1844, Seite 129. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAG%C3%B6ppingen_129.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)