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Edelleute von der Herrschaft belehnt; so 1429 Ritter Wolf von Zillenhardt mit der Hälfte und 1442 Wolfgang von Zillenhardt mit dem ganzen Brunnen. Ehrenfried von Schechingen erhält ihn 1464 und seine Wittwe, Adelheid von Stein vom Klingenstein, 1475 zu Lehen, nämlich „den Schwalbronnen zu Göppingen mit dem Bronnen, dem Badhus, den andern Hüsern, Hofstätten vnd aller Zugehörde.“ Schon 1477 ist die Rede von dem vordern und hintern Sauerbronnen. Zu Ende des gedachten Jahrhunderts fiel aber das Lehen heim und wurde nun in eigene Verwaltung genommen. Nach einem Berichte des Kellers von 1503 war damals alles „faßt zergangen, denn bey den Edelleuten es gar schlecht gehalten worden ist; es haben allweg die Badknecht geregiert." [1] Von der herzoglichen

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Göppingen. J. G. Cotta’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1844, Seite 131. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAG%C3%B6ppingen_131.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)
  1. Herzog Christoph, ein großer Freund der Anstalt, welcher auch durch sie von den Folgen erhaltenen Giftes genas, brachte sie wieder in Aufnahme. Eine „Visirung vnd Überschlag“ vom 6. Mai 1557 enthält einen Grundriß: 1) das Parterre, welches ganz zum Baden, und zwar zum gemeinschaftlichen Baden, eingerichtet ist, nämlich „das gemeine Bad,“ das ganze Haus entlang, in einer Länge von 119’, in einer Ecke das „Bürger-Frawenbad,“ 27’ lang, und daneben in Einer Reihe „der Herren- oder Burgerbad,“ dann „der edlen Frawen Bad“ und „der Edelleutbad,“ woran ein „Abziehstübchen“ stieß. In einem Anbau 4 Badkessel. 2) Im andern Stock, der Länge nach durch einen „freien Gang“ getheilt, 4 Stuben, 4 Kammern, des Wirths Gelaß, eine „Herren- und Burgerstub“ und eine gemeine Gesindestube. Der Baumeister setzt bei, daß das „gemeine Bad“ seyn soll „das gemeine Bad Weib vnd Mannen.“ Der Überschlag betrug 1561 fl. 22 kr. Der Herzog genehmigte den Bauplan, mit dem eigenhändigen Beisatze: „Nota; es soll für die Frowen ein Abziehstübchen gemacht werden vnd die Frowen abgesondert von den Männern gelossieret, vnd nit zwischen die Männer, wie die Visier ist, werden.“ Gegen den Plan, mit dem Bade eine Gastwirthschaft zu verbinden, erhob aber die Stadt im Interesse der Wirthe Einsprache. Sie sagt, es habe zwar schon 1461 E. v. Schechingen ein Wirthshaus bei dem Sauerbronnen erbaut, allein unter der Einschränkung, daß er den Wein bei den Wirthen in der Stadt holen vnd Anfangs „vff dem Kopf hinaus tragen mußte: Hernach haben Vogt vnd Gericht erlaubt, den Wein vff einen Beren hinauszutragen, vnd zuletzt vff einem Stoßkärrlin, aber mit keinem Roß, hinuszufüren, doch so lang es denen von Göppingen gelegen vnd gefällig seyn will.“ Am 5. Mai 1557 erließ sofort der Herzog von Göppingen aus an Hofmeister und Räthe den Befehl, jene Vorstellung zu erwägen, indem er eigenhändig beisetzte: „Nun ist nit one, daß es den alten und kranken Leuten, dieweil keine recht Herberg draußen enthalten ist, ganz beschwerlich, so weit vß und einzugehen, zudem auch die Badgest, so draußen bleiben, die Maas Weins einen Pfenning theurer, dann in der Stadt trinken müssen, vß welchem dann folgt, daß die Badleut gen Jebenhausen vnd anderwerts ziehen, welches aber, so auch eine freie offene Herberg des Ortes stände, zuversichtlich nit beschehen würde, darumb dann die von Göppingen iren Privatnutzen mer, dann den gemeinen hierin betrachten.“ Ihre „vermeinte Freiheit“ sey nichts anders, als „ein hülzen Schüreisen.“ Die Räthe trugen sofort darauf an, eine Herberge an das Bad zu bauen und einen Wirth dahin zu setzen, der den Wein, wo es ihm bleibe, kaufen, aber nur Badgäste und ihre Angehörige beherbergen dürfe und nach der Badezeit die Wirthschaft schließen müsse; welches auch geschah. Wirthschaft und Bad wurden nun in Bestand gegeben. Schon oben S. 111 wurde der fürstlichen Kurgäste gedacht. Im August 1624 berichtet der Keller, er habe sich des Befehls: dem Herzog Joachim Ernst v. Schleswig-Holstein 2 Eimer Wein und 12 Scheffel Haber „neben gebührender Glückwünschung zu vorhabendem Gebrauch des Sauerbronnen, zu präsentiren vnd zu verehren,“ entledigt. – Ebenso wurde 1625 dem letzten Grafen von Helfenstein 1 Eimer Wein und 12 Scheffel Haber verehrt. Am 15. Mai 1625 zählte man hier 61 und in Boll 105 Badgäste.