Seite:OAGöppingen 140.png

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Zur Wiederaufbauung gaben die Grafen von Württemberg das erforderliche Holz; daher denn auch, nach dem Kellereilagerbuch von 1524, von jedem Haus, worin Rauch gehalten ward, jährlich an Georgi 7 Heller und auf St. Galli 1 Schilling, von jedem Bäcker und Müller aber 6 und 9 Pfennige „zu Feuerzins“ der Herrschaft zu entrichten war; nur die Häuser des Vogts, Kellers, der Gerichts- und Raths-Personen, der Edelleute, Stiftsherren und der Adelbergerhof waren davon befreit. Merkwürdig ist es, daß die Stadt bald darauf für sich selbst mit einem Ritter in eine Fehde gerieth, und auch für sich selbst einen Waffenstillstand abschließen konnte; worin Pistorius noch einen Überrest ihrer vormaligen Freiheit erkennen will. Die Ursache, wodurch diese Fehde mit Klaus von Asselfingen entstand, ist unbekannt; am Tage St. Peter und Paul 1427 aber vertrug er sich für sich und alle seine Helfer und Helfershelfer mit „Vogt, Schultheis, Rat vnd Burger zu G. vnd alle ihre Helfer vnd Helfershelfer,“ daß beide Theile in Ulm erscheinen und ihre Händel da beilegen lassen wollen. Am 2. April 1519 bemächtigte sich der schwäbische Bund unter Herzog Wilhelm von Bayern der Stadt, nachdem sich Philipp von Rechberg, vieljähriger Vogt und treuergebener Diener des Herzogs Ulrich, standhaft gewehrt hatte. (Heyd, Herzog Ulrich I. 549.) Neue Besatzung von dem Bundesheere kam im August 1519 in die Stadt. (Steinhofer IV. 632.) Wie ihr Oberster, Jörg Staufer hauste, ist schon oben S. 101 gezeigt. Im Bauernkriege wurde das Stift geplündert und geschätzt (ebenda 989); auch die Stadt überzogen die Bauern, und setzten sich in dem Adelberger Hofe vest (ebenda 983). — Am 1. Merz und April 1542 raffte die Pest viele Menschen hinweg, und 1547 wurden in Folge des Heilbronner Vertrages auf Befehl Kaisers Carl V. zwölf Compagnien spanischer Soldaten in die Stadt gelegt, welche während ihres 3—4jährigen Aufenthaltes mit Rauben und Grausamkeiten aller Art Stadt und Amt fast zur Verzweiflung brachten.

Unbeschreiblich sind die Leiden, welche der dreißigjährige Krieg über die Stadt ergoß. Am 5. Sept. 1634 besetzten die Kaiserlichen die Stadt, welche von da an einige Jahre lang mit Soldaten und Bewohnern der benachbarten, ödegelegenen Orte, namentlich Altenstadts, Süssens, Schlierbachs, Hattenhofens, Zells, Ebersbachs angefüllt war. Dadurch brachen böse Seuchen aus. Die Zahl der Gestorbenen von hier und Bartenbach vom 1. Okt. — 31. Dec. 1634 betrug 656. In der zweiten Hälfte des J. 1635 nahm das Sterben noch mehr zu; die Zahl der Todten von diesem Jahre ist 904. Nun und im nächstfolgenden Jahre starben Viele den Hungertod. Jetzt aber sollten die Göppinger auch ihre Anhänglichkeit an die geläuterte christliche Lehre erproben. Die Erzherzogin Claudia, seit Ende 1635

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Göppingen. J. G. Cotta’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1844, Seite 140. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAG%C3%B6ppingen_140.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)