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Stifte Faurndau und war bis 1806 dem Stabe Plüderhausen, O.A. Welzheim, einverleibt. Der Besitzer hatte der Kellerei Schorndorf 5 Sch. Heller, 1 Fastnachthenne, 10 Käse und 10 Simri Haber zu Vogtrecht und überdieß an Ostern dem Amtmann zu Plüderhausen 100 Eier zu reichen; lieferte er diese nicht rechtzeitig und mußte sie der Büttel bei ihm holen, „so ist er schuldig, zu den 100 Eiern dem Büttel 10 Eier zu Lohn zu geben."

Nördlich von Zell liegt ein kleiner See, der seinen Zufluß vom Marbach erhält, und hier einige Mühlen treibt.

Börtlingen mit seinen Zugehörungen ist wohl, weil nur eine halbe Stunde von Adelberg entfernt, eine der ältesten Besitzungen dieses Klosters, und war daher einst Staufen’sches Gut. Leider sind aber fast alle Urkunden über dessen Erwerbung verloren gegangen. Aus alten Lagerbüchern zu schließen, scheint der Ort einst ummauert und etwa mit einer Burg verbunden gewesen zu seyn, da jenes von 1496 von einem Garten spricht, der „by dem obern Thor zu Bertnang“ liege. Auch finden wir Edelleute, die sich von dem Orte schrieben, aber frühe schon denselben verlassen und sich im Rechberg’schen Gebiete angesiedelt haben müssen. Berthold von Bertnang verkaufte seine hiesigen Vogtrechte 1324 an Adelberg, und 1421 verkaufte der Rechberg’sche Lehensmann Conrad Bertnang und seine Hausfrau Elsbeth von Bolstat an Junker Hans von Winkenthal den ältern einen Hof zu Mulfingen. In Börtlingen war jedoch frühe schon Adelberg alleiniger Herr; es besaß 1496 hier 24 größere und kleinere Lehengüter. Ebenso lange war es auch schon im Besitze aller Hohheit, da der oben S. 95 erwähnte Börtlinger Stab seit den frühesten Zeiten bestand. Die eigenthümlichen leibeigenschaftlichen Leistungen, Weinfahrten und anderen Dienste, die in demselben hergebracht waren, s. oben S. 74 u. f.

Die Parochialrechte von Börtlingen sind alt. Schon 1271 bestättigte der Bischof die zuvor schon geschehene Incorporation »ecclesie Berthinanc ad mensam« des Kl. Adelberg, das aber, wie wir zuvor sahen, die Pfarrei frühe schon eingehen ließ.

Bei Börtlingen selbst lag früher ein See, dessen noch 1701 gedacht wird. Ebenso lag in der Nähe auch, gegen Brech hin, ein Weiler, Ödweiler genannt, der aber schon 1496 abgegangen war. Ein später hier wieder angelegter „Ödweiler Hof“ wurde mit Brech oder Börtlingen vereinigt. Jener Ort bestand aus Großödweiler und Kleinödweiler, und die dazu gehörigen Güter waren 1496 im Besitze der Heiligenpflege, welche dieselben erblich verliehen hatte.

Der Kaiserweg, welcher von Oberberken her nach Rattenharz durch Brech zog, wird bei Beschreibung der Oberämter Welzheim und Schorndorf erörtert werden.

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Göppingen. J. G. Cotta’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1844, Seite 161. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAG%C3%B6ppingen_161.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)