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Bußen zwischen den Grafen und dem Stifte getheilt worden seyen. Als aber das Stift mit jenem in Oberhofen vereinigt worden, habe dasselbe auch diese Hälfte an Württemberg übergeben. Auch diese Sage ist, wenigstens der Hauptsache nach, gegründet. Denn im J. 1560 stellt die Gemeinde Boll noch weiter vor: es habe Berta nicht nur die hiesige und noch drei weitere Kirchen gebaut und sowohl das hiesige Stift als jenes zu Faurndau gegründet, sondern auch „ein jährlich Armusen gestift, daß alle Jahr an St. Berchta Tag 8 Scheffel Dinkel gegeben, welche auch alsbald gemahlen, gebacken vnb vnter Arme vnd Reiche von Boll ausgetheilt worden seyn.“ Berta sey „für eine Heilige gehalten vnb auffgeworfen worden.“ Der Beibericht des Beamten sagt zwar, daß eine Stiftungsurkunde nicht vorhanden, der Inhalt des Lagerbuchs aber nicht entgegen sey. In Übereinstimmung hiemit sagt das alte Seelbuch des Stiftes Boll: »A. Rufi Martiris Berchta vidua, collatrix collegii in Boll.«[1] Auch die in der Kirche noch vorhandenen Wappenschilde der drei Grafen, welche 1531 erneuert wurden, das noch ältere Irrenberg’sche Wappen an der uralten Kanzel und die wenn auch nur dürftigen Ergebnisse neuerer Nachgrabungen sprechen jener Sage das Wort. [2] — Wie nun aber die Herzoge von Teck in den Besitz des Ortes und mehrerer umliegenden Orte gekommen, ist unbekannt. Die Herzoge Conrad IV. und Ludwig VII. verkauften am 5. Nov. 1321 an den Grafen Eberhard von Württemberg „vnsere Gut Huningen, Bolle, die vnter der Egge liegend, vnd darzu Seningen, [3] Gamolzhusen, Lotenberch vnd..

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Göppingen. J. G. Cotta’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1844, Seite 166. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAG%C3%B6ppingen_166.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)
  1. Das Seelbuch fährt also fort: „Notandum, quod quilibet custos collegii in Boll tenetur dare vulgariter VIII Sch. Dinkel pro pauperibus, vel faciendo exinde panes ad distribuendum pauperibus ipso die Sancti Rufi Martiris, idest in vigilia sancti Pelagii, et tenetur dare domino preposito una cum suis canonicis praedium eodem die.« Das Lagerbuch der Stiftungsverwaltung bemerkt bei drei Lehen zu Billizhausen: jedes derselben reiche jährlich 1 Sch. 6 Sr. Dinkel und 1 Sch. 4 Sr. 1 V. Haber „vff Fraw Berchta Mal.“
  2. Als 1840 der die Kirche von Boll umgebende Kirchhof erweitert und die westliche Mauer desselben abgebrochen ward, fand es sich, daß dieselbe bis tief in das Fundament hinab aus mächtigen Quadern erbaut war, an welchen tiefe (zum Emporziehen bestimmte) Scheerlöcher sich befanden. Die Vermuthung, daß diese Steine dieselben gewesen, aus welchen einst die Burg Landsöhr bestanden, ist nun um so wahrscheinlicher, als zum Bau einer Kirchhofmauer Quader mit Scheerlöchern nicht erforderlich waren.
  3. Die Angabe von Cleß III. 74, daß Sehningen 1507 von Conrad von Zillenhardt erkauft worden, fanden wir nicht bestättigt. Es gehörte stets zu Boll.