Seite:OAGöppingen 173.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Über das Alter des Ortes läßt sich nicht viel berichten, weil das gutsherrliche Archiv, als es nach Schorndorf geflüchtet worden, hier im dreißigjährigen Kriege verbrannte. Aller Wahrscheinlichkeit nach war Dürnau einst eine Zugehör der Herrschaft Teck, von der dasselbe durch Heirath an die Grafen von Aichelberg gekommen seyn mag, welche wir im vierzehnten Jahrhundert im Besitze der Hohheit über das Dorf und der Lehensherrlichkeit finden. Am 31. Okt. 1339 verkaufte aber Graf Ulrich von Aichelberg Dürnau und was er in dem Thal unter der Ecke gegen Göppingen hin besaß, an Württemberg. (Sattler G. d. Gr. I. 116.) Im Besitze der Burg mögen ursprünglich die Dürner von Dürnau (s. hienach) gewesen seyn; im J. 1382 treffen wir aber die von Ehingen im Besitze, denen die von Westerstetten folgten. Dietigen von Westerstetten zu Trackenstein verkaufte jedoch 1478 an den Ritter Wilhelm von Zillenhardt seine „Behausung vnd Burg Dirnaw" und mehrere dazu gehörige Güter. Die Hohheit und Vogtei über Dürnau und Gammelshausen hatte aber noch Württemberg, wie denn beide Dörfer in das Amt Göppingen gehörten und 1428 die Grafen Ludwig und Ulrich von Württemberg mehrere Güter und Rechte von Fritz von Weihingen kauften. (S. hienach.) Im J. 1479 jedoch verkauften die Grafen Ulrich und Eberhard ihrem Landhofmeister, dem vorgedachten Zillenhardt, „vnser Dorf Dürnaw vnd Gamolzhausen das Wiler“ mit der Vogtei, Gericht, Zwingen und Bännen, Leuten und Gütern um 13521/2 fl. für frei und eigen. Dieses Geschlecht blieb lange im Besitze des Ganzen, wozu noch 1559 die Erneuerung des Blutbannes durch kaiserliche Belehnung kam. Durch die Heirath einer Margaretha von Zillenhardt mit Conrad von Degenfeld, der am 9. Okt. 1600 starb, kamen jedoch beide Dörfer an dieses Haus. Im J. 1603 ist noch Wolf Niklas v. Zillenhardt, 1628 aber bereits Degenfeld im Besitze. Der jüngste der 4 Söhne Conrads v. Degenfeld, Christoph Martin, zeichnete sich durch Kriegsthaten sehr aus, indem er als Generalgouverneur von Venedig sieben Vestungen in Griechenland eroberte, wovon noch Abbildungen im Schlosse zu sehen sind. Auf seinen Befehl wurde auch eine Tafel in der Kirche aufgehängt, die es noch heute seinen Nachkommen zur Pflicht macht, dieses Rittergut nie zu veräußern. Er starb 13. Oktober 1653 und ruht in der Kirche, wo sein Denkmal noch steht. Er hinterließ 4 Töchter und 6 Söhne. Von diesen erhielten Ferdinand und Hannibal das Gut Dürnau mit Gammelshausen, um es gemeinschaftlich zu regieren; Ferdinand verkaufte aber 1680 seine Hälfte an Hannibal, konnte übrigens den Kaufschilling niemals erhalten. Hannibal trat nun zur katholischen Confession über und verkaufte beide Hälften 1684 an Kurbayern, worüber ein vieljähriger Proceß

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Göppingen. J. G. Cotta’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1844, Seite 173. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAG%C3%B6ppingen_173.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)