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Schützen, dem der Amtmann die Hut in Hölzern und auf dem Felde befiehlt und ihn verpflichtet. „Vnd hat solcher Feldschütz auf Solches hin Macht vnd Gewalt, 12 Mann auß der Gemeind bey seinem geschwornen Eyd zu erwählen, die ihm helfen mögen rügen, und soll dieselben wählen heimlich, daß Niemand wissen noch erfahren möge, wen er genommen, auch unter den Zwölfen selbst keiner wisse, wer seine Mitrüger seyen, und welcher also von einem Schützen zu einem Rüger erwählt, derselbig ist schuldig und pflichtig, gleichermaßen wie der Schütz gute und getreue Aufsicht zu haben, und was er befindet für Schaden oder Argwöhnigkeit, solches dem Schützen zu eröffnen ... und ist der Schütz schuldig, diejenigen, die er also zu Rügern erwählt, desgleichen, was ein Jeder gerügt, Niemanden (als dem Amtmann) zu eröffnen, sondern bey ihm bis in den Tod verschwiegen zu halten."

Von den besonderen Schicksalen des Ortes ist noch Folgendes auszuheben. Im J. 1549 lag ein Commando spanischer Reisigen 7 Wochen lang im Dorf, welche einen Schaden von mehr als 12.000 fl. verursachten. Bei einem Überfalle der Kaiserlichen am 9. Sept. 1634 wurden mehrere Einwohner erschlagen. In demselben Jahre starben 90 Menschen an der Pest, und 1635 wieder 86. Als am 24. April 1647 das königsmark’sche Hauptquartier hier lag, wurden 130 Häuser (mehr als 3/4 der Gesammtzahl) in die Asche gelegt. Kurz zuvor hatten die Soldaten alles Vieh und die im Walde verborgenen Fruchtvorräthe weggenommen. Noch stand das mit Hülfe einer Brandsteuer wieder erbaute Dorf nicht lange, als am 20. März 1668 Nachmittags durch Unvorsichtigkeit eines Schmieds ein Feuer ausbrach, das in anderthalb Stunden das ganze Dorf, mit Ausnahme der Kirche, des Pfarrhauses, des Fruchtkastens und eines Bauernhauses, verzehrte. Nichts konnte sonst gerettet werden; mit 140 Gebäuden verbrannten alle Vorräthe, 16 Pferde, 65 Stücke Rindvieh, 210 Schafe. Sieben Menschen, die Andern helfen wollten, kamen in den Flammen um.

Daß Gruibingen bis 1485 zum Amte Kirchheim gehörte, ist oben S. 95 bemerkt.

Die Pfarrei ist den ältesten des Bezirkes beizuzählen. Denn wenn auch die Schenkung des Sigehardus de Kalphen, der nach dem hirschauer Codex ums J. 1100 XIIII. hubas et dimidiam ecclesiam

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Göppingen. J. G. Cotta’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1844, Seite 212. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAG%C3%B6ppingen_212.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)