Seite:OAGöppingen 215.png

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der Judas hab sich erhenkt, sey vffgebrochen vnd sein Leber in die großen Herrn, vnd in Ober- vnd Vnter-Vogt vnd Keller gefahren, vnd gönnten ihm diese nicht Gutes.“ Darauf wurde bald beschlossen: „einen rechtschaffenen, gutherzigen evangelischen Prediger an seine Statt zu verordnen.“ Auf die Bitte der Gemeinde, daß sie eine große Jugend habe, welche die weit entlegenen Schulen Kirchheim oder Göppingen nicht besuchen könne, wurde am 3. Febr. 1552 Michael Greiff hierher verordnet, um als Diakonus das Filial Ganslosen und zugleich die Schule in Gruibingen zu versehen. Dieses Diakonat bestand bis zu Errichtung der Pfarrei Ganslosen. Nun wurde hier auch ein eigener, zum Theil aus Mitteln der geistlichen Verwaltung besoldeter, Schulmeister bestellt. – Zehenten waren, wie oben bemerkt, immer in den Händen des Patrons. Nach der Reformation gingen der kleine und Heu-Zehente an die geistliche Verwaltung über, wogegen der große bei der Kellerei blieb.

Auf der Markung von Gruibingen standen einst mehrere Burgen, wovon sich meist nur noch lagerbüchliche Bezeichnungen erhalten haben, welche – wie z. B. Königssteig, Emmerstall, Dittenstall, Königschwang – von geschichtlicher Bedeutung seyn möchten. Der westlich gelegene Hermannstall scheint einst eine Burg der Zähringen getragen zu haben. Nicht ferne davon ist Geyerstall, über welchem sich der Berg „Bürgstle“ erhebt, wo noch Spuren eines Grabens wahrzunehmen sind. Hier saßen wohl die Schenken von Geyern, die das helfenstein’sche Schenkenamt bekleiden haben mochten und 1455 die Burg Leinberg besaßen. [1] Friedrich und Hans von Geyern kommen 1463 als helfenstein’sche Vasallen vor. (S. auch Ganslosen.) In welch näherer Beziehung die auf der Gosbacher Markung gestandene Burg Leinberg (OA.-Beschre. v. Geislingen S. 203) zu den Dörfern Gruibingen und Ganslosen einst stand, haben wir oben gesehen. Heinz v. Leinberg verkaufte 1367 seinem Bruder Eberhard seinen Theil an der Burg zu Lainberg nebst 1/4 des Gerichts und Hirtenstabs zu Gruibingen, und 1369 erhält er von seinem andern Bruder Seifried dessen Antheil mit den dazu gehörigen Rechten zu „Gaslosen.“ Im J. 1455 ist Wilhelm Schenk v. Geyern im Besitze. Aber schon 1524 muß das Schloß zerfallen gewesen seyn, da Württemberg den ganzen Berg zum Anbau und zur Weide verliehen hatte. Eine weitere Burg stand auf dem Bergvorsprung über der Exenmühle, die Leiningshalde genannt, wo

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Göppingen. J. G. Cotta’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1844, Seite 215. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAG%C3%B6ppingen_215.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)
  1. Ob der am 19. Mai 1822 zu Stuttgart verstorbene k. Oberhofmeister Schenk von Geyern diesem Geschlechte angehörte, ist uns unbekannt.