Seite:OAGöppingen 224.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

dem Orte auch noch 1720 eine eigene Schießstatt aufs Neue bewilligt. Was die Bestandtheile des „Amtes“ Heiningen gewesen, ließ sich nicht mehr ermitteln. Zu den „Beinutzungen“ des Schultheißen gehörte, daß ihm ein Jauchert Ackers in der Frohn gebaut werden mußte und daß er von jedem verheirateten Einwohner einen Laib Brod und von jedem Lehen eine Korngarbe erhielt.

Die J. 1547–1551 (oben S. 101) und der dreißigjährige Krieg waren besonders auch für Heiningen eine harte Geißel. Nach der Nördlinger Schlacht wurde es durch die Kaiserlichen, Spanier und Bayern einige Mal wie eine rauschende Fluth überfallen und gänzlich ausgeplündert. Einen Bürgers-Sohn hängten sie oben zum Kirchthurm an den Füßen hinaus; Andern schraubten sie die Finger auf Pistolen und Flinten, und wieder Andere marterten sie sonst zu todt. Wer sich in den Wald geflüchtet, ward durch Hunde zu todt gehetzt. Pferdefleisch war zur Delikatesse geworden; wie denn ein hiesiges Weib die übrig gebliebenen schlechten Rosse auf den Wasen vor dem untern Thor austrieb und allmählig zum Verkauf abschlachtete. Die sofort eingerissene Pest wüthete so sehr, daß die zum Begräbniß aufgestellt gewesenen zwei Männer mit dem Hinausschaffen der Leichname kaum fertig werden konnten. Noch steht auf dem Boden der Kirche die schwarze Truhe, in welcher sie auf den Kirchhof getragen wurden. (S. auch oben S. 102.)

Die Pfarrei ist, wie schon erwähnt, von hohem Alter. Schon 1275 finden wir Albertus decanus de Huningen; ebenso 1332 Heinricus decanus de Huningen. Den Kirchensatz erwarb Württemberg mit dem Orte von den Herzogen von Teck; 1393 trat aber Graf Eberhard III. denselben mit allem Zugehör an das Kl. Adelberg ab (Steinhofer II. 504), womit dasselbe auch den Zehenten erhielt. Schultheiß, Richter und die ganze Gemeinde stifteten 1412 eine, am 9. August bestättigte, ewige Messe in die Pfarrkirche auf St. Johannes des Täufers Altar, mit der Bestimmung, daß sie eine Tagmesse seyn und von Adelberg verliehen werden solle. Lange zuvor bestand in derselben auf dem Altar der heiligen Maria auch eine Frühmesse; weil aber die Stiftungsurkunde »in guerris quondam dominorum nostrorum, dominorum comitum de Wirtemberg ac civitatensium imperialium« verbrannt sey (wobei also der Ort selbst auch viel gelitten haben mußte), so erneuerten 1418 der Abt von Adelberg, sowie der Schultheiß und die 12 Richter diese Stiftung, mit derselben Bestimmung hinsichtlich der Nomination. Beide Caplaneien bestanden auch bis zur Reformation, deren frühzeitiger Einführung hier kein Hinderniß im Wege stand. Filialien hatte die Pfarrei auch in älteren Zeiten nicht, mit Ausnahme von 2 adelbergischen Höfen in Jebenhausen, die 1760 nach Jebenhausen

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Göppingen. J. G. Cotta’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1844, Seite 224. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAG%C3%B6ppingen_224.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)