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Ein Bierbrauer, zugleich Wirth, siedet nur für den eigenen Verbrauch. Außer diesem werden noch 4 Schildwirthe, 6 Schenkwirthe und 11 Branntweinbrenner gezählt. Spinnen wird zwar noch als Nebengewerbe betrieben; die Minderbegüterten leben aber hauptsächlich vom Taglohnen bei bemittelten Bauern der Umgegend. Der frühere, nicht unbedeutende Schnellerhandel ist schon seit längerer Zeit eingegangen. Der Viehhandel aber ist beträchtlich. Die drei Viehmärkte (womit auch Kram-Märkte verbunden sind) gehören, wie oben S. 63 gezeigt worden, zu den bedeutenderen des Bezirkes, da es sogar an Käufern aus dem Unterlande nicht fehlt und die Mastung auf den benachbarten Höfen stark betrieben wird. Auch der Handel mit Schafen, zumal in die Schweiz und die Donaugegenden, ist von Bedeutung.

Die bürgerlichen Beneficien bestehen in dem Genusse von Allmanden. Dazu gehört der oben genannte Aasrücken, ein niedriger, gewölbter Bergrücken, der das Filsthal von dem Remsthal scheidet und in 125 Parcellen getheilt ist, wovon jeder ältere Bürger einen Theil frei genießt. Sodann sind auch die seit 50 Jahren angebauten 200 M. Viehweide in der Art zur Benützung bestimmt, daß auch jüngere Bürger daran Theil haben. Die jüngeren Bürger rücken allmälig bei Erledigungsfällen vor; die Wittwen behalten ihre Allmandtheile bis an den Tod. Das Marktrecht ist sehr alt. – Der Pfarrsprengel umfaßt die ganze Gemeinde, mit Ausnahme des nach Ottenbach eingepfarrten Brühlhofes, und außerdem auch Maitis, Lenglingen, OA. Welzheim, und die evang. Einwohner von Ottenbach und Kitzen, Breitfelderhof, Saurenweinshöfle und Thälenshof. Alle Filialien liegen in einem Umkreise von 11/2 bis 3 Stunden um den Mutterort her; sie sind auch hierher schulpflichtig, mit Ausnahme von Maitis, Maitishof und Hirschhof, welche zur Schule in Maitis halten. An der Schule stehen 1 Schulmeister, 1 Unterlehrer und 1 Lehrgehülfe. Der Schulfonds beträgt 317 fl. Eine Industrieschule und eine Kleinkinderschule bestehen erst seit einigen Jahren. Der Begräbnißplatz ist neuerlich außerhalb des Dorfes angelegt worden. Seit 1828 werden aus einer Kasse, zu welcher alle Angehörigen der Kirchengemeinde nach der Kopfzahl steuern, sämmtliche Bedürfnisse des Kirchenwesens, soweit nicht ursprünglich die Stiftungspflege dazu verpflichtet ist, und aus einer andern, in gleicher Weise ausgestatteten, Kasse alle Bedürfnisse der Schulgemeinde, mit der ebengedachten Einschränkung, bestritten.

Das Dorf soll zu gleicher Zeit mit der Burg von Friedrich dem Alten gegründet worden seyn, da Bischof Otto von Freisingen (I.8.) von ihm ausdrücklich sagt: »in Castro Stoyphe dicto coloniam posuerat« und es auch an sich sehr wahrscheinlich ist, daß er um seine Burg her die nöthigsten Bauleute sammelte. Diese rodeten

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Göppingen. J. G. Cotta’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1844, Seite 229. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAG%C3%B6ppingen_229.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)