Seite:OAGöppingen 240.png

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innere, durch jene Quermauer vom Vorhofe getrennte, Burgraum war 60 Schritte lang und 40 breit. Hier muß die Hauptburg, das eigentliche Schloß, gestanden haben, und hier fand Crusius den damals noch 52 Fuß hohen, zum Gefängniß der Krieger bestimmten, „Mannsthurm,“ der oben, nicht unten, einen Eingang hatte. Daneben war einst die Wohnung des Frauenzimmers und ein Weinkeller. In der äußersten Ecke dieses Raumes stand ein zweiter Thurm, der „Bubenthurm,“ der wohl für Verbrecher bestimmt war. Von weiteren Thürmen spricht Crusius nicht; er bewundert aber die Steine an der Hauptmauer: sorgfältig behauene, gebuckelte, Quader, an denen das mittlere Feld über die 4 Nebenseiten hervorragte. – Soweit der Bericht eines Augenzeugen vom J. 1588. Von der Burgcapelle wissen wir, daß sie Graf Ulrich von Württemberg mit der Dorfkirche dem Kl. Adelberg überließ, worauf sie mit dieser demselben incorporirt ward. Auch sagte einer jener Zeugen von 1559 aus: „es sey vor Jahren vnd ehe Hohenstaufen verbrennt worden, ain Kirchen“ (d. h. eben diese Capelle) „darauf gestanden vnd allwegen am Karfreitag ain Wallfahrt dahin gangen.“ Jener Mannsthurm aber wurde noch vor der Wiederbevestigung abgebrochen, da am 25. Mai 1705 der Keller berichtet: das Dorf sey schon lange in Sorgen, „daß der uff dem Berg noch allein uffrecht stehen gebliebene Thurn vollends niederfallen vnd etwa an Menschen vnd Vieh Schaden bringen werde,“ weil er jüngst aufs Neue einen großen Riß bekommen. Die Rentkammer gestattete nun der Gemeinde den Abbruch, der acht Tage darauf vor sich ging. Der Thurm bestand aus schönen Quadern; von seiner Stärke und Größe aber zeugt, daß mehrere Fröhner und vier Maurer 10 – 12 Tage nur mit dem Aufschlagen des zum Abbruch erforderlichen doppelten Gerüstes beschäftigt waren. Noch bemerken wir, daß die Hohenstaufen hier auf dem S. 236 erwähnten „Burgsez,“ Burgmannen sitzen hatten, die im Ministerialen-Verhältnisse zu ihnen standen. In einer Befreiungsurkunde, die Herzog Friedrich von Schwaben 1189 dem Kl. Adelberg ausstellte, sind genannt: »Fridericus, Cunradus, Gerungus, Bernoldus, omnes castellani in Stouphen.« An ihre Stelle traten nachher Burgvögte; 1357 und 1365 findet sich „Rudolf Vogt von Stauffen;“ 1489 „Conrad Schenk von Winterstetten, Vogt zu Hohenstauffen;“ 1514 „Hans Güß von Güssenberg“ und 1518 „Jerg Egen von Egenhofen, der Zit Vogt zu Hohenstoffen.“ Von der Burg ist jetzt nichts mehr übrig, als einige Reste Futtermauern des Kellers. Der ganze Schloßberg wurde 1839 der Gemeinde als Schafweide verpachtet und ihr die Schonung der Ruine und die Auslieferung etwa zu entdeckender Alterthümer von der Burg zur Pflicht gemacht, von der einst, wie Crusius berichtet, selbst ein

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Göppingen. J. G. Cotta’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1844, Seite 240. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAG%C3%B6ppingen_240.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)