Seite:OAGöppingen 250.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Pfarr-Haus stehen unter Einem Dache. Die Einwohner sind redlich, arbeitsam und sparsam. Die jüngeren dienen in Göppingen und andern benachbarten Orten. Der Nahrungsstand ist ziemlich gut und der Boden hoch cultivirt. Nächst Getreide aller Art wird auch Obst gebaut. Der Ort hatte in älteren Zeiten auch Weinbau. Die 4 M. Weingärten am Buchrain wurden erst 1772 zu Wiesen gemacht. Von Belang ist hauptsächlich die Schafzucht. [1] An Gewerben sind ein Schmied, der für die Göppinger Fabriken Maschinen fertigt, 12 Weber, die ebendahin und nach Jebenhausen um den Lohn arbeiten, und hauptsächlich der Fuhrmann Mühlhäuser zu nennen. Seine 30 Pferde und vielen Scholterwagen gehen, vornehmlich durch den Stuttgarter Buchhandel veranlaßt, in Eilmärschen zwischen Stuttgart, Leipzig, Frankfurt a. d. Oder u. s. w. hin und her; und von Leipzig aus läßt er Wagen in die Lombardei gehen. Auch findet Handel mit Heu Statt. Das Wollspinnen für die Göppinger Tuch- und Zeug-Macher, wovon früher Viele sich genährt, ist nicht mehr von Belang.

Seit 1837 ist St. Gotthardt mit der Gemeinde verbunden. Das Patronat ist königlich. Filialien sind Kleineislingen und St. Gotthardt, sowie die evangel. Einwohner von Großeislingen und Krummwälden. Der Begräbnißplatz liegt außerhalb des Ortes.

So wahrscheinlich es auch ist, daß der Ort in ältesten Zeiten helfensteinisch gewesen (S. oben S. 93), so finden sich doch keine urkundlichen Spuren. Er kommt erstmals 1125 vor, wo die Pfalzgrafen von Tübingen dem Kl. Anhausen hiesige Güter schenkten. Nicht leicht erklärlich ist es, daß Kaiser Ludwig IV. 1332 dem Rugger von Älchingen „vnserm lieben Getreuen den Bach der durch das Dorf Holzheim rinnet, als viel als zu dem Dorf hört, das niemand darin vische, dann er vnt seine Erben“ einräumen konnte. Denn daß Holzheim etwa eine Zugehör von der Burg Hohenstaufen gewesen, die damals das Reich inne hatte, findet sich keineswegs. Die vogteilichen und grundherrlichen Rechte waren meist in den Händen der Edelleute von Älchingen und von Zillenhardt, welche dieselben an Württemberg und das Kl. Adelberg verkauften. Graf Eberhard III. von Württemberg verpfändete aber 1404 seine Rechte und Besitzungen hier und in Schlath an das genannte Kloster, und seine Nachfolger erneuerten 1419 oder 1437 diese Verpfändung für 3200 fl. So blieben beide Orte im Besitze Adelbergs, bis sie 1576 ausgelöst wurden. Die Hohheit über den ganzen Ort behauptete

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Göppingen. J. G. Cotta’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1844, Seite 250. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAG%C3%B6ppingen_250.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)
  1. Der hiesige Schäfer J. Holl erhielt 1829 den ersten der Preise, welche der Verein zu Verbesserung der Schafzucht ausgesetzt hatte. (Corresp. Bl. des landw. Ver. 1830. I. 31.)