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weit diese dem Staat zustehen, hat die Gemeinde seit 1817 für 122 fl. 10 kr. abgelöst. (S. oben S. 82).

Maitis liegt auf einer Anhöhe zu den Füßen Hohenrechbergs und Hohenstaufens. Es ist die geringst bevölkerte Gemeinde und zählt 33 Haupt- und 17 Neben-Gebäude. Das alte, doch wohlerhaltene, Kirchlein zu St. Leonhard liegt fast außerhalb des Örtchens und ist von dem Ortsheiligen zu erhalten. Es wurde 1464 »sub honore et vocabulo Sti Leonhardi et beatissime Marie« geweiht und zugleich ihren Wohlthätern ein Ablaß von 40 Tagen verheißen. Der Chor ist aber älter, wie denn das Kirchlein schon vor 600 Jahren gestanden haben soll. Ein erst vor 9 Jahren übertünchtes Wandgemälde in der Kirche stellte zwei Bauern mit Quersäcken und folgender, etwa zweihundert Jahre alter, Umschrift dar:

„Vor vierhundert vnd zwanzig Jahr
Dieß Kirchlein schon erbawet war.
Große Andacht vnd Eifer haben
Die Alten gehabt, ein Almosen gaben.
Da es aber zu wenig wollt seyn,
Erwählten sie auß ihrer Gemein
Zwen Heiligenpfleger, sandten's auß,
Zu betteln wohl von Hauß zu Hauß,
In Städt, Märkt, Dörfer vnd Flecken,
Biß das Ersammelt wohl möcht klecken.
An dieser Wand siehst's du vor Augen
Wie sie gesamblet, solltu glauben.
So hungrig die Alten waren
Nach ihrer Seligkeit vor Jahren."

Jährlich wird hier dreimal gepredigt. Das Schulhaus hat die Gemeinde unlängst erbaut. Die häuslichen Einwohner nähren sich von der Landwirthschaft, in welcher sie aber noch ziemlich weit zurück sind. Der Boden ist fruchtbar und an gutem Wasser kein Mangel. Das erzeugte Getreide reicht jedoch eben für das örtliche Bedürfniß hin. Einige Weber arbeiten um den Lohn. — Maitis bildet erst seit 1826, bis wohin es Hohenstaufen einverleibt war, eine eigene Gemeinde. Lange vor der Reformation war der Ort Filial von Lorch dem Dorf; seit etwa 1400 hielt er aber zur Kirche in Wäschenbeuren. Nach der Reformation wurde er wieder nach Lorch und ums J. 1680 nach Hohenstaufen umgepfarrt, wo er auch seine Leichen beerdigt.

Maitis war hinsichtlich der Hohheit stets mit Hohenstaufen verbunden (S. 245) und die Besitzer der ursprünglich hier befindlichen 121/2 Huben waren dahin reisbar, steuerbar, gerichtbar, vogtbar und dienstbar. Die übrigen Grundherren hatten somit keine Vogtei. Württemberg,

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Göppingen. J. G. Cotta’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1844, Seite 261. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAG%C3%B6ppingen_261.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)