Seite:OAGaildorf 171.png

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wird theils gemästet verkauft, theils zur Nachzucht verwendet, welche ein Haupterwerbszweig ist. Die vier Hauptorte haben eigene Schäfereien mit mittelfeinen schönen Thieren. Es findet ziemliche Hammelmastung Statt. Gänsezucht wird in Hirschfelden und Gschlachten-Bretzingen stark, Bienenzucht ziemlich stark betrieben. Von Gewerben sind blos die Mühle und die Ziegelhütte zu erwähnen. Manche Einwohner finden in dem nahen Steinsalzwerk Wilhelmsglück und in der chemischen Fabrik bei Ödendorf ihr Brod.

Der Gemeindebezirk ist dem Forstamte Comburg zugetheilt. Die Vermögensverhältnisse der Gemeinde- und der Stiftungs-Pflege sind den günstigen beizuzählen. Wie die kirchlichen, so sind auch die Schulverhältnisse geregelt. Die Zehenten gebührten der Standesherrschaft Limpurg-Michelbach, mit Ausnahme der beiden Bretzingen, wo sie theilweise dem Staat, und Hirschfelden, wo Theile der Pfarrei Michelbach und dem Freiherrn v. König zu Hirschfelden, der auch einige Zehentrechte in Michelbach hat, gehörten.

Sämmtliche Orte bildeten ganz oder theilweise einen Theil der Herrschaft Limpurg-Sontheim-Michelbach, Amts Michelbach; wie zu derselben auch die Comburgischen Antheile von Rauhen-Bretzingen und Hirschfelden 1805 auf kurze Zeit gekommen, ist S. 106 bemerkt, wo auch der frühere Bestand der grundherrlichen Rechte zu finden ist. Ein Theil von Gschlachten-Bretzingen kam erst 1808 vom Oberamt Vellberg zum Oberamt Gaildorf.

Die einzelnen Orte betreffend; so liegt

a) das ev. Pfarrdorf Michelbach, welches den unterscheidenden Beisatz von dem in südlicher Richtung liegenden Bergrücken „Bilz“ hat, 2 St. nördlich von Gaildorf, auf der zuvor erwähnten Fläche. Es ist ein langes, von Westen nach Osten gebautes Dorf, mit gut aussehenden, oft ziemlich weit auseinander stehenden, von Gärten umgebenen Gebäuden. Das Aussehen wäre bei größerer Reinhaltung der Straßen noch freundlicher. Michelbach ist der Sitz eines standesherrlichen Rentbeamten und Revierförsters.

Die 1587 erweiterte oder renovirte Kirche zum h. Michael, am östlichen Ende des Ortes, ist gothischen Styls und hat am Thurme die Jahreszahl 1492. Im Innern ist ein Freskogemälde mit der Jahreszahl 1517, welches den damaligen Orts-Geistlichen Lorenz Reuchlin mit Frau und 11 Kindern und der Überschrift: „Ora pro nobis beata virgo Maria“ abbildet. Der Thurm ist älter; er ist viereckig und geht vom zweiten in das dritte Stockwerk in’s Achteck über. Die Thurmfenster sind durch kleine, zurückstehende Säulchen in zwei gleiche Theile getheilt; auch findet sich außen an jedem Stockwerke der Rundbogenfries: Merkmale, die wenigstens

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Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Gaildorf. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1852, Seite 171. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAGaildorf_171.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)