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i) Rauhen-Bretzingen, 3/8 St. nördlich von M., 1/4 St. von Gschlachten-Bretzingen am Remsbach, zu den Füßen des Einkorns, von der geringeren Bodenbeschaffenheit so zugenannt. Der Ort ist, wie zuvor bemerkt, alt und war schon frühe, wohl von den Grafen von Comburg her, ein Besitzthum des Klosters Comburg, bestehend aus 15 Gütern, über deren 4 es auch die Vogtei hatte. Diese stand im Übrigen von Buchhorn her Limpurg zu, das nur ein 1541 von der Stadt Hall erworbenes Lehengut besaß. Daher war auch dieses Örtchen ein Condominat. Im J. 1741 waren 21 Gemeinderechte vorhanden, wovon 17 mit 5 Bauern, 8 Söldnern und 4 Häuslern unter Limpurgischer Vogtei standen: auf den 4 Comburgischen Gemeinderechten saßen 1804 28 Comburg (Württemberg) vogtbare Unterthanen.

Im sogenannten Breitenlohe, da, wo der Weg vom Einkorn hierher sich scheidet, stand nach Haller Chroniken die Burg Bretzingen, auch Altenhofen genannt, von welcher schon vor 300 Jahren nur noch die Gräben zu sehen waren. Sie war der Sitz der Edelleute gleichen Namens, von welchen 1256 Heinrich Abt in Comburg war. In einer Comburgischen Urkunde von 1286 ist unter anderen Adeligen genannt: Einhardus de Brezingen. (Wibel IV, 20.)

k) Steinbrück, 1/4 St. nördlich von M. auf der Markung von Rauhen-Bretzingen, am Remsbach, über den eine „steinerne Brücke“ führt, an der Straße von Michelbach nach Hall. Der Weiler besteht aus einem 1583 erbauten Wirthshause, in welches die Limpurgischen Unterthanen beider Bretzingen 1663 mit ihren Hochzeit-, Tauf- und Leichen-Schmäusen gebannt wurden, und einer 1500 erbauten Mahl- und Säg-Mühle, die von dem Remsbach und mehreren in einem oberhalb der Mühle gelegenen Teiche gesammelten Quellen getrieben wird, und höchst romantisch in einer engen, tiefen Felsenschlucht liegt, welche sich als Bett des Remsbaches bis an den Kocher hinzieht.

l) Ziegelhütte, auf Hirschfelder Markung, oberhalb der Neumühle am Kocher; liefert eine sehr gute Waare, und war noch 1741 im Besitze der Herrschaft und mit der Neumühle verpachtet.

An dem zwischen Kohlhäu und Michelbach liegenden Bergabhange soll die Burg Entsee gestanden haben, deren letzte Spuren, welche noch vor 300 Jahren zu erkennen waren, verschwunden sind. Ein Theil dieses Bergabhanges heißt noch jetzt die „Enzenklinge.“ Die beiden Comburgischen Äbte Conrad von Entsee (1213 und 1215) sollen davon stammen. In wie weit die Sage Glauben verdient, muß dahin gestellt bleiben, da auch bei Rotenburg an der Tauber eine Burg Entsee stand.

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Gaildorf. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1852, Seite 175. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAGaildorf_175.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)