Seite:OAGaildorf 181.png

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nordwestlich, nördlich und östlich an das Oberamt Hall und hat zur Verbindung mit der durch Mittel-Fischach führenden Landstraße bloß die dort erwähnte Thalstraße, welche vorerst nur bis Herlebach geht. Durch religiösen Sinn und stilles und eingezogenes Leben zeichnet sich Herlebach aus. Die Vermögensverhältnisse sind noch günstiger als in den unteren Fischachthal-Orten. Am wohlhabendsten sind Rappoldshofen und Benzenhof, dann folgt Herlebach und hierauf Ober-Fischach. Die Erwerbsmittel sind schon angegeben. Rappoldshofen hat den besten, Herlebach, das dagegen vortreffliche Wiesen hat, den unergiebigsten Boden. Das einzige größere geschlossene Gut ist der Benzenhof. In Ober-Fischach gerathen die Winterfrüchte, noch besser in Rappoldshofen, wo auch der Flachs und die Hülsenfrüchte sehr gedeihen. Die Markung begreift 48183/8 M., worunter 1327 M. Wald und 4392/8 M. Weide und Öden, daher 4 M. Baufeldes, der größte Betreff im Bezirke, auf den Kopf kommen, und Brodfrucht über das eigene Bedürfniß noch verkauft werden kann, obwohl der Boden das Saatkorn kaum vierfach zurückgibt. Gewöhnlich wird Roggen, gemischte Frucht, Haber und viel Dinkel, auch etwas Waizen gebaut. Beim Haber ist die Aussaat 7–8, der Ertrag 24, beim Dinkel 7–8 und 32, beim Roggen 3 und 16 bis 24 Simri. Klee wird viel, Reps neuerlich von Einzelnen gebaut. Die Wiesen sind zweimähdig und theilweise sehr ergiebig; das Futter ist, mit Ausnahme sumpfiger Stellen, wo ziemlich viel Schilfgras wächst, gut. Ein M. Ackers kostet 50–100 fl., Wiesen 100–200 fl. Der Obstbau liegt noch in der Wiege. Nur Rappoldshofen macht eine Ausnahme. Das feuchte Thal ist ihm sonst nicht günstig und die Straßen sind nur spärlich mit Obstbäumen besetzt; doch wird in der Baumschule in Ober-Fischach den Schulkindern Unterricht in der Baumzucht ertheilt. Nach Hall wird viel Stammholz und Brennholz geführt. Die Weiden sind gut und werden mit eigenen Schafen beschlagen. Die Rindviehzucht ist in gutem Zustand; die Vermöglicheren haben sehr schönes Vieh. Dasselbe wird zum Theil gemästet verkauft, namentlich in Herlebach und Rappoldshofen. Auch Gänsezucht findet statt.

Die Gemeinde ist größern Theils dem Forstamte Crailsheim, kleinern Theils dem in Comburg zugetheilt. Die Vermögensverhältnisse der Gemeindepflege sind nicht ungünstig; das Stiftungsvermögen ist das größte des Oberamtes. Die Schulverhältnisse entsprechen den kirchlichen. Mit Ausnahme von Rappoldshofen, wo dem Staat die Novalien gebühren, standen die Zehenten überall der Standesherrschaft Limpurg-Michelbach zu.

Bis 1806 gehörten zur Herrschaft Limpurg-Sontheim-Michelbach, in’s Amt Michelbach, ganz Benzenhof und Röschbühl, so wie Antheile

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Gaildorf. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1852, Seite 181. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAGaildorf_181.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)