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Errichtung eines Halsgerichtes mit Stock und Galgen nebst dem Rechte zu 3 Jahrmärkten gestattet und Schenk Friedrich mit dem Blutbann belehnt. Die Hafner von Sontheim (s. Bröckingen) saßen in Unter-Sontheim. Die politischen Geschicke der Herrschaft Ober-Sontheim sind im allgemeinen Theile dargelegt. Im Jahr 1741 waren hier 18 herrschaftliche und 123 bürgerliche Wohnhäuser mit 145 Unterthanen (Familien), wozu 5 herrschaftliche Räthe und Officianten, und 14 Kirchen- und Gemeinde-Diener kamen. Dieß käme einer Einwohnerzahl von etwa 900 gleich; 1785 war dieselbe 1100.

Die älteren kirchlichen Verhältnisse erhellen aus einer Urkunde des damaligen Abtes von Ellwangen von 1448, worin er sagt, es habe das Dorf, seitdem die Capelle daselbst erbaut worden, eine ansehnliche Summe Gülten zusammengebracht, um eine Frühmesse in dieselbe zu stiften. Da das Dorf in die Pfarrei Unter-Sontheim gehöre, die selbst ein Filial von Bühlerthann sey, beide aber Ellwangen zu verleihen habe, so genehmige er die Stiftung mit der Bestimmung, daß die zugehörigen Güter, wovon 8 in Ober-Sontheim, unvogtbar und die darauf sitzenden Leute Ellwangen gerichtbar seyn sollen. Die Capelle war dem heil. Cyriacus geweiht und stand auf dem Marktplatz. Limpurg erwechselte 1578 von Ellwangen das Besetzungsrecht zur Caplanei, brach die Capelle ab und fing den Kirchenbau an, scheint aber schon 1550 die Pfarrei errichtet zu haben, und berief bereits 1561 den ersten evangelischen Geistlichen hierher. Von 1613 an bekleidete der Pfarrer zugleich das Amt eines Superintendenten, auch war er Hofprediger. Die 1601 errichtete Stelle eines Diaconus („Caplans“) ward 1773 wieder aufgehoben. Bis 1848 stand das Patronat der Herrschaft und nachmaligen standesherrlichen Gemeinschaft Ober-Sontheim zu. – Schon 1620 ist vom „alten Schulhause“ die Rede.

Ober-Sontheim wurde im dreißigjährigen Kriege durch kaiserliche, französische und schwedische Truppen dreimal geplündert (Prescher), das Schloß namentlich 1634. Im September 1632 wurde eine Truppe Kaiserlicher, die den Ort besetzt hatte, von den Schweden geschlagen. Ende Septembers 1645 schlugen hier die Bayern eine französisch-schwedische Abtheilung von 400 Mann und machten sie allermeist nieder. – Noch 1720 waren bei dem Orte 4 Seen; 1481 kaufte Schenk Wilhelm eine „Seestatt“, der „neue Kottspühel“ genannt.

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Gaildorf. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1852, Seite 199. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAGaildorf_199.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)