Seite:OAGaildorf 217.png

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14502/8 M. Wald und 3267/8 M. Weiden und Öden, worüber nur 1,2 M. Baufeldes auf den Kopf verbleiben. Die Äcker sind ihrer abhängenden Lage wegen schwer zu bauen. Um sie zu bessern, fehlen die Mittel zu einem größern Viehstande. Dreifelderwirthschaft besteht nicht; es wird Alles im Gemenge gebaut. Gewöhnliche Gegenstände des Anbaues sind: Roggen, Dinkel und Haber, auch Waizen, etwas Reps, Klee und wenig Wicken-Haber. Die Wiesen sind von mittlerer Ertragsfähigkeit. Die Obstzucht ist gering, auch der Boden ihr nicht günstig. Ein M. Ackers kostet 25–150 fl., Wiesen 100–200 fl. Die Rindviehzucht ist weniger gut als anderwärts und die Viehzahl hier am Kleinsten; es findet sich die Limpurger, aber auch die Neuburger Race. In Unter-Gröningen sind viele Handwerker.

Der Bezirk ist dem Forstamte Comburg zugetheilt. Die Mittel der Gemeindepflege sind so unzulänglich, daß die Umlage für Amts- und Gemeinde-Zwecke die Staatssteuer um’s Doppelte übersteigen. Die Stiftungspflege ist mit der von Ober-Gröningen vereinigt. Die Zehenten gebührten von der vorigen Herrschaft her überall dem Staat, unter der Beschränkung, daß die eben erwähnte Stiftungspflege in Dinkbühl, Gschwendhof und Röthenberg, und Graf von Adelmann zu Hohenstatt in Röthenberg mitbetheiligt waren.

Bis 1806 gehörte die Gemeinde zum Amt Untergröningen als Bestandtheil der Herrschaft Limpurg-Sontheim-Gröningen, welche in ihrer nachmaligen Eigenschaft als Standesherrschaft 1827 an den Staat übergegangen ist (s. S. 104).

Von den einzelnen Orten liegt

a) das katholische Pfarrdorf Unter-Gröningen, 31/2 St. südöstlich von Gaildorf in einem von Hügeln und Bergen umgürteten Thalkessel am Kocher, aus welchem sich auf einem südlichen Bergabhange das stattliche Schloß erhebt, während sich das Dorf den Berg entlang bis an den Kocher herab und noch an dessen jenseitiges Ufer hinzieht, ein anderer Theil desselben aber, die von den später angesiedelten Katholiken bewohnte ärmliche „Colonie“, mit dem Schloß auf gleicher Höhe liegt und südlich von demselben sich hinzieht. Über den Kocher führt eine vor etwa 14 Jahren neuerbaute steinerne Brücke; eine von Holz erbaute Brücke hat der Eisgang am 2. Febr. 1850 weggerissen. Nur über steile Berge gelangt man von Aalen und Gaildorf her in den Ort. Derselbe war früher die Residenz eines regierenden Hauses und ist jetzt der Sitz eines Revierförsters. Zu demselben gehören die erst in neuerer Zeit entstandenen einzelnen Wohnsitze Burren, Herrenfeld und Tyrol.

Was zunächst das nun im Eigenthum des Staats stehende Schloß betrifft, welches nach dem über der Einfahrt eingehauenen schönen Wappen

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Gaildorf. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1852, Seite 217. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAGaildorf_217.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)