Seite:OAGaildorf 228.png

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Das Schulhaus, ziemlich alt und klein, liegt im obern Theile des Dorfes und ist vom Heiligen zu bauen. Das Patronatrecht hat zu 3/4 die Standesherrschaft Limpurg-Waldeck und zu 1/4 die Standesherrschaft Limpurg-Gschwend. An der Schule mit 60 fl. Fonds steht ein Schulmeister mit einem Gehilfen. Bis 1710 wurden auch die Todten von Gaildorf hier beerdigt.

Münster, das den Namen ohne Zweifel von seiner alten Kirche erhalten hat, da im Mittelalter größere Kirchen „Münster“ hießen, wird zwar 1286 erstmals genannt, ist aber gewiß noch älter. Das Kloster Lorch hatte frühe schon Vogtrechte; 1338 belehnt es einen Conrad Glashofen, Vogt zu Gaildorf, mit 2 Gütern nebst Vogtei und kauft 1362 die letztere wieder an sich. Allein schon 1374 war der Ort mit wenigen Ausnahmen Limpurgisch. Die Schenken kauften 1414 von dem Haller Bürger Hans Spieß 2 Güter und 1415 von Hans Buning ein Gut, das vormals ein Lehen Limpurg’s war. Auch Comburg war früher schon begütert, doch ohne Vogteirechte. Im Jahr 1286 wird als plebanus de Munster ein Heinricus de Brunnen genannt (Wibel IV, 20.); 1338 setzte Bischof Otto von Würzburg einen von den Schenken von Limpurg präsentirten Priester als Pfarrer ein; es war dieß Schenk Conrad II., des Patrons Bruder, der anfänglich im geistlichen Stande war. Im Jahr 1424 nennt sich der Pfarrer, Heinrich Benkler, zugleich „Dechant des Capitels zu Halle“. Daß Gaildorf bis 1433 Filial von Münster war und wie nun das umgekehrte Verhältniß eintrat, ist S. 127, und wie seit 1810 der Pfarrer zugleich Helfer von Gaildorf ist, S. 125, angegeben. Der Filial-Verband mit Gaildorf hatte 1694 aufgehört. Das stets Limpurgisch gewesene Patronat wurde 1690 zwischen Wurmbrand und Solms-Assenheim, die zugleich das Episcopat hatten, getheilt; 1819 ging der Württembergische Antheil an Waldeck und Ysenburg, 1824 aber auch der Ysenburgische Antheil an Waldeck über.

f) Reippersberg, auch Reuppersberg, 5/8 St. südwestlich auf dem Walde. Der wohlhabendste Ort der Gemeinde, zu welchem die am Steigersbach gelegene Sägemühle gehört. Er war ein Condominat Limpurgs mit Comburg. Schon 1085 schenkte Adelbert von Bielrieth Güter in Regenhereswilare an dieses Kloster (W. Urk. Buch. I, 395), welches auch 1400 von dem Gmünder Bürger Düring Nolle 2 Lehen kauft. Limpurg besaß als Zugehör der Burg Röthenburg 1374 den Zehnten und 2 Höfe und kaufte vor 1488 von den Spieß zu Hall und von denen von Adelmann je ein Gut. Der Comburgische Besitz bestand 1657 aus 4 Lehen mit Vogtei darüber, worauf 1804 – 24 Unterthanen waren. Die ganze Einwohnerzahl war 1785 56.

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Gaildorf. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1852, Seite 228. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAGaildorf_228.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)