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Christoph Friedrich von Stälin: Beschreibung des Oberamts Geislingen

2. Stamm und Eigenschaften.

Die Einwohner sind vom alten schwäbischen Stamme und im größern Theile des Bezirkes herrscht die Ulmer Mundart, der Körperbau hat nichts Ausgezeichnetes und ist mittlerer Statur. Nach einer 5jährigen Durchschnittsberechnung (s. Württemb. Jahrb. 1833 S. 384) ist die mittlere Größe der Conskriptionspflichtigen 8,46″ über 5 Schuhen; in dieser Beziehung steht das Oberamt Geislingen dem Oberamt Wangen, welches hierin am höchsten steht, um 0,41″ nach; im Oberamt Maulbronn, welches am tiefsten steht, ist dagegen die mittlere Größe nur 5′ 7,77″. Unter 1000 sind nur 258 über 6 Schuh und darüber hoch, in welcher Beziehung 18 Oberämter dem Oberamt Geislingen vorgehen, und namentlich Rottweil 382, Wangen 359 aufzuweisen hat. Unter 1000 sind nur 73 unter 5′ 5″, in welchem Betracht nur 5 Oberämter ein ungünstigeres Ergebniß liefern. In Beziehung auf die Gebrechlichkeit steht Geislingen in der Reihe der Oberämter ziemlich mitten inne; es zählt auf 1000 Conskriptionspflichtige 384 Gebrechliche. Untüchtig wegen allgemeiner Körperschwäche und Gebrechlichkeit sind 98; in dieser Hinsicht ist Geislingen gegen die meisten Oberämter im Nachtheil. Beim weiblichen Geschlecht sind gefälligere Formen selten. Der Gesundheitszustand ist gut, nur der rheumatische Krankheitscharakter herrscht vor, welcher sich aus dem raschen Temperaturwechsel im Frühjahr und den Zugwinden erklärt. Die klimatischen Verhältnisse bedingen auch vorzugsweise Affektion der Brustorgane, unter denen namentlich Lungenschwindsucht und Brustwassersucht hervorzuheben sind. In Westerheim ist typhus abdominalis endemisch, sonst keine Epidemie vorherrschend. Ganz besonders ist das frühste Kindesalter Krankheiten ausgesetzt, was sowohl in den häufigen schroffen Temperaturwechseln, als in der mangelhaften Verpflegung und Ernährungsweise (die Mehlbreie für die kleinen Kinder werden z. B. oft auf mehrere Tage zumal bereitet) seinen vorzüglichsten Grund hat. Magenerweichung ist eine häufige Krankheit der kleinen

Empfohlene Zitierweise:
Christoph Friedrich von Stälin: Beschreibung des Oberamts Geislingen. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1842, Seite 046. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAGeislingen_046.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)