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Christoph Friedrich von Stälin: Beschreibung des Oberamts Geislingen

VII. Geschichtlicher Überblick und Alterthümer.
1. Politischer Zustand.

Unter der Herrschaft der Römer gehörten die Gegenden des Oberamts Geislingen zur äußersten Grenze des Römergebiets, indem der Römerwall (die sogenannte Teufelsmauer), die Nordgrenze des römischen Weltreiches, bereits durch das nördlich an Geislingen grenzende Oberamt Gmünd durchzieht. Zu welcher römischen Provinz der Bezirk von Geislingen gehörte, dies zu bestimmen fehlen alle genauen Anhaltspunkte; die Provinz Obergermanien grenzte in diesen Gegenden an die Provinz Rhätien, und muthmaßlich war der Bezirk des Oberamts letztgenannter Provinz zugetheilt. Entschieden würde die Frage für Rhätien, wenn der Zufall einmal eine römische Steininschrift mit der 3. Legion ans Tageslicht brächte, – für Obergermanien, wenn dereinst die 8. oder 22. Legion auf einem Römerdenkmal entdeckt würde. Von den Spuren der Römerherrschaft, welche bis jetzt in diesen Gegenden gefunden wurden, kommen außer einzelnen Münzen fast nur die Römerstraßen in Betracht; dieselben sind Theile des Straßennetzes, womit die Römer, wie alle eroberten Länder, so auch unsere Gegenden, umspannen (s. unten). Was die kleineren Denkmäler der Römer betrifft, so soll ein römischer Altar im Heidenthal, bei Hohenstadt, dem Fundorte mancher Römermünzen, im Jahre 1828 entdeckt worden seyn; er ist jedoch jetzt spurlos verschwunden.

Gegen den Schluß des dritten Jahrhunderts wurde die Römerherrschaft in unsern Gegenden gänzlich vernichtet, um für immer der germanischen zu weichen. Die Alemannen herrschten allda von nun an mehr als zwei Jahrhunderte, bis sie am Ende des 5. Jahrhunderts theilweise, und um das Jahr 536 vollständig dem glücklicheren Stamm der Franken unterthan wurden. Gänzlich unbekannt bleiben die Schicksale unseres Bezirks unter den Merovingern und den ersten Karolingern; kaum daß i. J. 812 zum ersten Male ein Ort, nämlich Mühlhausen (s. dieses beim topographischen

Empfohlene Zitierweise:
Christoph Friedrich von Stälin: Beschreibung des Oberamts Geislingen. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1842, Seite 100. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAGeislingen_100.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)