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Christoph Friedrich von Stälin: Beschreibung des Oberamts Geislingen

aus den Zeiten des reichsunmittelbaren, und seit 917 wieder unter eigenen Herzogen stehenden Alemanniens, in welchen die geographische, beziehungsweise politische Bezeichnung nach Gauen herrschte, d. h. vor dem 12. Jahrhundert, über die Herrenfamilien, welche in diesen Gauen die Grafenwürden bekleideten, aufgezeichnet. Graf Warinhar, in dem mehrerwähnten Wiesensteiger Stiftungsbrief von 861, zu dessen Sprengel die Gruibinger Mark gehörte, ist der einzige Graf, welchen man in der angegebenen Zeit kennt; sonst sind noch Rudolf, der Stifter von Wiesensteig, und in demselben Wiesensteiger Stiftungsbrief erscheinend, sein Sohn Erich und ein jüngerer Rudolf die einzigen weitern Herren. Diese erscheinen zwar ohne Amtstitel, aber der Stifter von Wiesensteig mit ausgedehntestem Güterbesitz.

In das 11. Jahrhundert fällt in unsern Gegenden das Aufkommen der Sitte, sich nach Stammburgen zu nennen; eine solche war für das allhier angesessene Adelsgeschlecht, welches von da aus erst weiter gegen Süden und Osten seine Besitzungen und Rechte ausdehnte, die Burg Helfenstein bei Geislingen. Weil mehrere Güter des Stifters von Wiesensteig in späterer Zeit im Helfensteinischen Besitze vorkommen, so hat man in ihm einen Altvordern der Grafen von Helfenstein vermuthet. Übrigens tritt erst mit dem 12. Jahrhundert das gräfliche Haus Helfenstein in sichern Urkunden in die Geschichte ein. Zu der über mehrere Oberämter des jetzigen Württembergs ausgedehnten Grafschaft dieser Familie gehörte wohl, mit wenig Ausnahmen, der ganze jetzige Oberamtsbezirk Geislingen, jedenfalls die Herrschaft Wiesensteig und der ehemals Ulmische Theil des Oberamts, ferner namentlich ursprünglich auch Eybach, Weißenstein, vielleicht auch Donzdorf. (S. die Geschichte dieses Hauses unter Geislingen.)

Nach den Grafen von Helfenstein ist das wichtigste Geschlecht für unsere Gegenden das der Herren von Rechberg, von deren Besitzungen, innerhalb des Oberamts Geislingen, das Schloß Scharfenberg die älteste sicher bekannte ist.

Empfohlene Zitierweise:
Christoph Friedrich von Stälin: Beschreibung des Oberamts Geislingen. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1842, Seite 102. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAGeislingen_102.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)