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Christoph Friedrich von Stälin: Beschreibung des Oberamts Geislingen

Jahre 1377, war unter der Regierung des schwachen Wenzels mit wenig Unterbrechung ein beständiger innerlicher Krieg, der besonders diese Gegenden, welche zwischen den kampflustigen Grafen von Württemberg und den schwäbischen Reichsstädten mitten inne lagen, empfindlich traf, und die Grafen von Helfenstein wegen der sich häufenden Schuldenlast zu manchen Veräußerungen veranlaßte. (Vrgl. Schmid in Hausleutner schwäb. Archiv 1, 76, Pfister Übersicht S. 53, Kerler Gesch. der Gr. v. Helf. S. 59. 80.)

Eine, etwas komische, Fehde war am Ende des 15ten Jahrhunderts der sogenannte Geißen- und Schafekrieg. Die helfensteinischen Unterthanen waren mit den ulmischen wegen der Viehweiden in Streit gerathen, worauf die Stadt Ulm etliche tausend Mann, nebst einigen Kanonen, sandte, und Graf Ulrich von Helfenstein sich seinerseits bei seinen Nachbarn um Hilfe umsah. Der Kaiser gebot aber Frieden, und so kam der Krieg nicht zum Ausbruch. Man gab der Fehde nachher spottweise obigen Namen.

Aus späterer Zeit sind von einzelnen Begebenheiten hervorzuheben die Unruhen, welche im Jahre 1514 der sogenannte arme Konrad, der hauptsächlich im Remsthal sein Unwesen trieb, aber auch im Amt Göppingen vielen Anhang fand, über die Gegend von Geislingen verbreitete. (Vrgl. den Bericht des Obervogts zu Göppingen vom 24. Juli 1514 bei Sattler Herzoge I. Beil. Nr. 69). Die Geislinger kündigten der Stadt Ulm den Gehorsam auf; wegen der Zehnten und anderer Abgaben hatten sie viele Beschwerden. Der ulmische Magistrat schickte Abgeordnete nach Stuttgart, welche der Landschaft sein Bedauern über die Empörung ausdrücken und sich über gemeinschaftliche Maßregeln zur Dämpfung der Unruhen berathschlagen sollten. Damit die ulmischen Unterthanen abgeschreckt würden, Theil an den württembergischen Unruhen zu nehmen, so wurden „in diesen schweren Läufen“ alle Schlösser mit Pulver, neuem Geschütz und allen Bedürfnissen versehen, namentlich auch Schloß Helfenstein, wohin den 26. Juli 460 Mann abgeschickt wurden.

Empfohlene Zitierweise:
Christoph Friedrich von Stälin: Beschreibung des Oberamts Geislingen. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1842, Seite 114. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAGeislingen_114.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)