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Vorstadt. Die Hauptstraße ist ziemlich breit und hat durch die Regulirung, welche in den Jahren 1839 und 1840 mit bedeutenden Kosten bewerkstelligt wurde, sehr gewonnen. Sonst stehen die Häuser enge an einander. Früher war die Stadt mit Mauern und von 3 Seiten mit Wassergräben umgeben; letztere sind ausgefüllt und in Gärten verwandelt, von denen der Sprößer’sche und der Zink’sche Garten in der Mitte der Stadt ihr ein freundliches Ansehen geben.

Die Mauern verschwinden immer mehr; die Thürme der Thore, deren letzterer die Stadt vier hatte, und die übrigen Befestigungsthürme, von denen eine ziemliche Anzahl – zu Crusius Zeit noch ungefähr 20 – vorhanden waren, sind abgebrochen.

Gebäude hat die Stadt 502, darunter 28 öffentliche. Die Gebäude sind größtentheils sehr alt, bekommen aber häufig einen modernen Anstrich. Einige sind von ziemlichem Umfang, welche in frühern Zeiten adelichen Geschlechtern gehört haben mögen. Manche Wohnungen leiden an Baufälligkeit. Zu den ansehnlichen Gebäuden gehören, außer der Kirche und dem Spital, das Rathhaus (an der Stelle der früheren, im Anfang des 15ten Jahrhunderts abgebrochenen Brodbänke erbaut) mit der Fruchtschranne, die 2 herrschaftlichen Fruchtkästen, die Oberamtei (früher Pfleghaus) und das Kameralgebäude (ehmals gräflich Helfensteinisches Schloß).

In den letzten 10 Jahren sind 998 Menschen geboren und 855 gestorben, demnach 143 mehr geboren, als gestorben. Die Bevölkerung hat aber in dieser Zeit um 182 Personen zugenommen.

Von Geislingern, welche sich einen Namen erwarben, sind aus diesem und dem vorigen Jahrhundert zu nennen:

Hepp, Sixt, geboren den 12. November 1732, Sohn eines Umgelders, Schüler Jomelli’s in Ludwigsburg, hierauf als Organist in Straßburg, zuerst seit 1756 als solcher bei der Thomaskirche, seit 1772 bei der Neuen Kirche angestellt, ein sehr geschätzter Musiker, verbesserte die noch jetzt in Straßburg gangbaren Choralmelodieen. † 7. April 1806.

Empfohlene Zitierweise:
Christoph Friedrich von Stälin: Beschreibung des Oberamts Geislingen. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1842, Seite 122. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAGeislingen_122.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)