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Die Einwohner sind nicht wohlhabend, doch gibt es nicht viele eigentlich Arme. Sie nähren sich von Landwirthschaft und Viehzucht, von Getreidefuhren, und es sind nur die nothwendigsten Handwerker vorhanden. Ein Haupterwerbszweig ist die Leinenspinnerei, womit sich im Jahre 1835 etwa 250 Personen beschäftigten, wovon eine im Durchschnitt jährlich etwa 10 Pfund Flachs verarbeitete und daraus ungefähr 100 Schneller Garn verfertigen mochte. Gebaut werden die meisten Fruchtgattungen, ferner auch Flachs, doch entsteht bei der rauhen Lage oft Mißwachs. Der Viehstand, übrigens meist von unscheinbarem Schlage, ist sehr beträchtlich; daher auch viel Klee, Esper- und Fretzfutter[WS 1] gebaut wird; es wird auch ein bedeutender Viehhandel getrieben. Die Baumzucht beschränkt sich auf solche Obstgattungen, welche das rauhe Klima ausdauern können, ist jedoch bedeutender, als man vermuthen sollte.

Die Markung hält 80896/8 Morgen, welche fast durchgängig gebaut werden, darunter sind jedoch 703 Morgen Waldung. Eine große Allmande, die rauhe Wiese, gehört gleichfalls der Gemeinde; 2/3 davon werden je auf 6 Jahre zum Anbau vertheilt, 1/3 wird als Vieh- und Schafweide benützt. Letztere ernährt 1000 Stücke und trägt jährlich 700 fl. Es bestehen 250 Real-Gemeinderechte, deren jedes etwa 1/4 Klafter Holz, 40 Wellen und in 3 Jahren 2 Pförchnächte erhält. Durch die Ablösung der Frohnen und Dienstgelder ist die Gemeinde in Schulden gerathen; die Stiftung besitzt 23.000 fl. Kapitalien.

Über das Alter der Pfarrei läßt sich nichts näheres angeben; das Patronatrecht, so wie die Baulast der Kirche und des Pfarrhauses hat die Grundherrschaft. Schon im Jahre 1401, den 9. September, verleiht K. Ruprecht dem Edeln Wilhelm von Rechberg von Hohen-Rechberg, den Kirchensatz zu Bemkirche (Chmel Reg. Ruperti S. 52). Die Pfarrkirche zum h. Hippolytus ist ein altes, dunkles und feuchtes Gebäude und für die Seelenzahl viel zu klein.

Eine kleine Viertelstunde vom Ort, auf einer Anhöhe,

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Fretzfutter, ein Gemisch von Wicken, Haber, Linsen, Gerste und Erbsen.
Empfohlene Zitierweise:
Christoph Friedrich von Stälin: Beschreibung des Oberamts Geislingen. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1842, Seite 163. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAGeislingen_163.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)