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disponens erigere ipsum ad se recepit, et pro dictis 800 marcis castrum imperii Hellestain et locum Boemykirch cum omnibus suis juribus et pertinentiis obligavit). Der Pfandbrief ging zwar zu Grund, als Albrecht von Rechberg in seinem Schloß Scharfenberg von Graf Ulrich von Helfenstein und Eberhard von Staufeneck gefangen genommen wurde, ward aber durch K. Heinrich VII. im Jahre 1312 in Pisa wieder erneuert. Von nun an blieb Böhmenkirch, während Hellenstein von K. Ludwig IV. im Jahre 1333 wieder zum Reiche eingelöst wurde, den Herren von Rechberg um 500 Pfd. Heller in Versatz (Urk. K. Ludwigs IV. von 1333 im rechbergischen Archiv) und wurde auch nicht mehr gelöst (Cleß Culturgeschichte. B. 150). Im Jahre 1495 verlieh Kaiser Maximilian I. den Brüdern Wilhelm und Philipp von Rechberg das Pfarrlehen und Halsgericht zu Pömenkirchen und das Halsgericht zu ihrem Schloß und Stadt Weißenstein (Lünig XII. 1. S. 455). Übrigens hatten auch die Grafen von Helfenstein einige Rechte in Böhmenkirch, wenigstens bekommt noch im Jahre 1356, laut dem Theilungsbrief zwischen den zwei Grafen Ulrich von Helfenstein, der jüngere Graf „alliu diu recht, diu wir an Bämenkirch haben.“ Kerler Urkunden S. 13. Auch Württemberg bekam Gerechtigkeiten in Böhmenkirch; wenigstens erkaufte Herzog Friedrich den 6. Dezember 1605 von Sibille von Laubenberg Rechte und Gerechtigkeiten an mehreren rechbergischen Fideicommißgütern, worunter auch „Bemekirch“ genannt wird (Scheffer Chronol. Darstell. S. 135).

Seit ein paar Jahrhunderten hat der Ort harte Schicksale erlitten. Im Jahre 1580 empörten sich die Unterthanen gegen die Herrschaft, was sehr nachtheilige Folgen für die Gemeinde nach sich zog. 1619 wurde der halbe Ort durch Feuer verzehrt. Im 30jährigen Krieg wurden die meisten Einwohner vertrieben und durch die Pest aufgerieben. 1796, vom 26. Juli an, besetzten den Ort und dessen Umgebung 8 Tage lang 30.000 Mann Österreicher, Erzherzog Karl hatte hier sein Hauptquartier. Nach dem Abzug der Österreicher plünderten die nachrückenden Franzosen (vrgl. S. 117).

Empfohlene Zitierweise:
Christoph Friedrich von Stälin: Beschreibung des Oberamts Geislingen. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1842, Seite 165. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAGeislingen_165.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)