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(worunter 5 Protestanten), in dem Wiesensteiger Thal (Geißthälchen) an der Fils, 2 Stunden westsüdwestlich von der Oberamtsstadt, eben und zwischen den zwei hohen Bergreihen gelegen, gehört in das Dekanat Eybach, Kameralamt Wiesensteig und Forstamt Kirchheim.

Den großen und kleinen Zehnten (an die Gemeinde mehrjährig verpachtet) bezieht die Pfarrei und die Ortsstiftung; Grundgefälle sind an den Staat, die Pfarrei, die Ortsstiftung (S. 88) zu entrichten.

Der Ort ist nicht zu enge und freundlich und reinlich gebaut, unstreitig der schönste der Thalorte zwischen Wiesensteig und Altenstadt. Die Industrie der Maurer und Gipser wendet sich mit Erfolg auf die äußere Verschönerung der Gebäude, welche theilweise von Stein und durchgängig mit Ziegeln gedeckt sind. Der Ort hat, einschließlich der Parzellen, 284 Gebäude, worunter 68 Nebengebäude. Die Kirche zum h. Kreuz, im Jahre 1700 neu erbaut, ist geräumig und hübsch; der seitwärts stehende Thurm ist sehr alt. Ein großes, altes Gebäude ist auch die an der Vizinalstraße gelegene, vormals herrschaftliche, jetzt eigene Fruchtmühle; die Fils bildet daselbst einen artigen Wasserfall.

Die Einwohnerschaft, fleißige und betriebsame Leute, besteht zu 2/3 aus Maurern und Gipsern, welche den Sommer über sowohl im Lande, als in entfernteren Gegenden ein hübsches Geld verdienen. Im Winter wird der Handel mit selbstverfertigten Spindeln und andern Dreharbeiten, auch Schröpfköpfen betrieben. Im Jahre 1835 beschäftigten sich mit der Fabrikation von Schröpfköpfen 9 Meister mit 2 Gehilfen, welche ungefähr 2000 Stücke jährlich lieferten. Mit Aderlaßeiselein gingen die Degginger zuweilen nach Frankreich, Rußland und in die Türkei, doch gegenwärtig sehr selten. Die Waaren werden jetzt in die hauptsächlichsten Handelsstädte, namentlich Nürnberg gesandt, und gelangen nur durch Vermittlung in fremde Länder. Die Drechsler verfertigen hauptsächlich viele Wollenspindeln in die Fabriken,

Empfohlene Zitierweise:
Christoph Friedrich von Stälin: Beschreibung des Oberamts Geislingen. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1842, Seite 169. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAGeislingen_169.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)