Seite:OAGeislingen 175.png

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Das Schicksal der helfensteinischen Güter überhaupt häufig verpfändet und theilweise verkauft zu werden, theilte auch Hiltenburg, namentlich wurde von Graf Ludwig von Helfenstein im Jahr 1446 sein Drittels-Antheil an diesem Schlosse und der Stadt Wiesensteig nebst andern Besitzungen, und von Graf Friedrich von Helfenstein im Jahre 1447 dessen Drittheil an Graf Ulrich von Württemberg veräußert (Kerler Gesch. S. 113) bis zum Jahre 1482, wo Graf Eberhard d. j. von Württemberg sich um den Preis von 20.000 fl. zur Lösung, welche bei dem Verkaufe vergönnt worden war, verstund. (Sattler Grafen. 3te Fortsetzung S. 187. Kerler S. 122.) Bei dem Rückzuge Herzog Ulrichs von Blaubeuren (Spätjahr 1516) schoß die Wache auf die in Gosbach gelagerten herzoglichen Leute und eine, 2 Pfd. 2 Lt. schwere Kugel, welche noch im Wirthshaus zum Rad in Gosbach gezeigt wird, fuhr durch eine Stube dieser Herberge, welche mit zechenden Kriegsleuten angefüllt war. Zwar wurde niemand beschädigt und alle Wahrscheinlichkeit war dafür, daß der Schuß unabsichtlich geschehen sey, – wie denn der Kaiser in einem Ausschreiben vom folgenden Jahre den Schuß für einen ungeschickten Ehrenschuß erklärt, der seinen Grund darin gehabt habe, daß die Württemberger im Hinaufzug nach Blaubeuren sich über die Stille im Schloß lustig gemacht haben, – aber der Herzog sah in dem Schuß keinen Zufall, sondern eine Beleidigung, rückte gegen das Schloß an, welches, weil die Wächter flohen, leicht zu besetzen war. Doch tönte das ganze Thal von Kriegslärm wieder. Die Gemahlin des Grafen, in Wiesensteig wohnend, eilte auf die Nachricht herbei und that, obwohl hoch schwanger, vor dem Herzog einen Kniefall, bat, daß nichts zerstört werde, bis ihr Gemahl komme, und übergab die Schlüssel zur Burg. Ulrich hob sie gnädig auf und hieß sie guten Muthes seyn. Der Graf, kaiserlicher Diener und gegen den Herzog gebraucht, war damals auf dem Reichstag zu Augsburg und lag an einem Beinbruch krank, Als er auf erhaltene

Empfohlene Zitierweise:
Christoph Friedrich von Stälin: Beschreibung des Oberamts Geislingen. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1842, Seite 175. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAGeislingen_175.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)