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verwendete, so daß jetzt bei gewöhnlichem Wasserstand nur auf Bestellung das in einem Bassin gesammelte Wasser herabgelassen wird. In dem Tuffsteinfelsen, gerade unter der Kirche, befindet sich das Todtenloch, eine Höhle, 40′ hoch und etwa 12′ breit; eine 4′ hohe Spalte führt in einen unterirdischen Gang, welcher sowohl mit dem Altar in der Kirche, als mit der ehemaligen Burg in Verbindung gestanden seyn soll. Dieser im Jahre 1753 zugemauerte Gang konnte verrammelt werden, und noch sieht man die Löcher, in welche die Querbalken geschoben werden. Vor einigen Jahren wurden von dem damaligen Pfarrer Denkinger hübsche Anlagen angelegt, welche fortwährend durch eine Aktien-Gesellschaft erhalten werden. Der Verein nennt sich „Verein zur Verschönerung von Drackenstein.“

An dem gegen Norden gelegenen Berg ist ein großer Erdschlipf, welcher sich unten in einen großen Kessel endigt, in welchem sich das aus dem Drachenloch stürzende Wasser sammelt. Dieses Drachenloch ist etwa 16′ oberhalb des Kessels, und soll nach der Volkssage von großer Tiefe seyn; genauer untersucht ist es noch nicht, auch ist es ohne künstliche Mittel nicht zugänglich.

Unterstein, wo die Kirche und das Pfarrhaus ist, liegt auf einem nicht sehr bedeutenden Bergvorsprung, welcher in die Niederung des hier anfangenden Gosbachthales hereinragt und im Rücken mit dem Hauptgebirg zusammenhängt; es ist so nahe am Berge, daß man die Sonne von Mitte Dezembers bis gegen Lichtmeß nicht mehr selbst, sondern nur ihren Schein an dem gegenüber liegenden Berge sieht. Oberstein, auf der Höhe gelegen, 1/4 Stunde von Unterstein entfernt, ist mit diesem durch eine Steige verbunden. Bei seiner hohen Lage muß sich Oberstein mit Hülbenwasser behelfen.

Beide Orte zusammen zählen 67 Gebäude, nämlich Unterstein 40, Oberstein 27. Die eigene Markung von Drackenstein beträgt 797 Morgen, und die gemeinschaftliche Markung von Drackenstein und Gosbach (s. unten) 1751

Empfohlene Zitierweise:
Christoph Friedrich von Stälin: Beschreibung des Oberamts Geislingen. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1842, Seite 190. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAGeislingen_190.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)