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21/2 Stunde nordöstlich von Geislingen, Kameralamt Geislingen, Forstamt Kirchheim; in alten Urkunden heißt es „Dörflein Stainikirch“ auch Steine Kirch. Den großen Zehnten bezieht der Staat, nur aus 70 Jauchert Wiesenländern und Holzmädern bezieht diesen die Pfarrei, so wie den ganzen kleinen und Blutzehnten. Ein Distrikt von 6 Jaucherten gibt den Groß- und Kleinzehnten an den Grafen von Rechberg. Über die Grundgefälle s. S. 91.

Der Ort, eben und ziemlich weitläufig gebaut, zählt 46 Wohnhäuser mit den erforderlichen Nebengebäuden, die Einwohner treiben hauptsächlich Ackerbau und Viehzucht. In früherer Zeit verdienten sie sich ziemlich Geld durch Pfeifenköpfe, auf welche sie Figuren einschnitten; Weibspersonen sammelten viele Kräuter für die Apotheke in Geislingen. Die Markung (die Parzellen mit eingeschlossen) beträgt 3360 Morgen, worunter 700 Morgen Waldung. Aus dem Gemeindewald von 165 Morgen erhält jeder Gemeindeberechtigte, deren es 33 sind, 1 Klafter Holz sammt Reisach. Die Gemeinde hat keine Kapitalien.

Das Patronat der Pfarrei und die Baulast des Pfarrhauses hat der Staat. Die Kirche (zu St. Ulrich) wurde erneuert in den Jahren 1659 und 1671. Im Jahre 1795 wurde sie von Grund aus sammt Thurm neu gebaut. Die Baulast trägt jetzt die ganz unvermögliche Stiftung; früher hatte sie das Kirchenbaupflegamt Ulm, welches auch die Baukosten im Jahre 1795 hergab. Vor der Kirchenthüre (dem Eingang in die Sakristei) ist ein alter abgenützter Grabstein mit einem bis zur Unkenntlichkeit ausgetretenen Wappen und der Inschrift: Anno Di. MCCCLXVI obiit Rudolphus. Wer dieser Rudolphus gewesen, ist nicht zu ermitteln.

Bei der Theilung von 1356 kam der Fronhof bei Steinenkirch, mit allem Zugehör und was dazwischen liegt, an Graf Ulrich d. ä. von Helfenstein; im Jahre 1396 war Steinenkirch unter dem an Ulm verkauften Theil der Grafschaft Helfenstein, jedoch sollte der Ort, da er an die Gemahlin Ulrichs, Marie, Herzogin von Bosnien, verschrieben

Empfohlene Zitierweise:
Christoph Friedrich von Stälin: Beschreibung des Oberamts Geislingen. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1842, Seite 230. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAGeislingen_230.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)