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Badwirth Hans Wilhelm Ilgen jährlich 50 fl. Bestandgeld. In der Nähe des Badhauses auf der s. g. Badwiese gibt eine uralte Lindenallee, durch einen patriotischen Ulmer Kaufmann Joh. Alb. Cramer i. J. 1724 angelegt, den Badgästen erquickenden Schatten.

Was die Geschichte der Benützung des Bades betrifft, so wurde solches seit der Mitte des 15ten Jahrhunderts von den ulmischen Ärzten Würker, Mynner, Steinhövel, Joh. Stockar, mit gutem Erfolge empfohlen. Glückliche Kuren werden aus den Jahren 1457 und 1470 angeführt; der bekannte Felix Fabri erfuhr auch die heilsame Wirkung des Sauerbrunnens. Im Jahr 1531 schrieb Ambrosius Blarer, welcher die Reformation im Ulmischen einführte, von diesem Orte aus: Man möchte statt des alten Pfarrers (Jörg Aichelin) einen neuen nach Überkingen thun, weil an diesem Orte der vielen fremden Badgäste wegen mehr gelegen sey, als an andern unleutbaren Orten. Besonders im 16ten Jahrhundert wurde das Bad häufig von vornehmen Herrschaften besucht, wie unter anderem die auf dem Laubengange des Badhauses aufgehängten Familienwappen von 1555 bis 1792, verzeichnet bei Burger S. 86, und die ins Taufbuch des Ortes eingeschriebenen Taufpathen von dem Jahr 1560 und den folgenden (bei Burger S. 22) beweisen. In den 60ger und 70ger Jahren des 16ten Jahrhunderts brauchte hier eine Kur Herzog Albrecht von Baiern; damals gab es in dem Bade allerhand Auftritte mit den Jesuiten, die sich im Gefolge des Herzogs befanden, dessen Gemahlin, eine österreichische Prinzessin, sehr jesuitisch gesinnt war. Einer derselben predigte einst in diesem lutherischen Orte vom Gange des Badhauses herab, daß ein Jünger unter dem Apostel Paulus Messe gehalten habe. Ein anderer warf ein abgenagtes Bein in die Wiege, worin des Pfarrers Kind lag, wofür er auf Befehl des Herzogs, der den Jesuiten nicht gewogen war, dem Pfarrer knieend auf der Straße Abbitte thun mußte. Oft gab es Disputationen zwischen dem lutherischen und diesen katholischen Geistlichen. (Kern Schwäbisches Magazin 2, 749. Veesenmeyer S. 10.) –

Empfohlene Zitierweise:
Christoph Friedrich von Stälin: Beschreibung des Oberamts Geislingen. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1842, Seite 246. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAGeislingen_246.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)