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in einem Zimmer des Kameralgebäudes, nachher seit 1821 im Klosterkirchlein, Gottesdienst von dem Pfarrer in Gruibingen gehalten. Das dem Staat gehörige Klosterkirchlein ist seit dem Jahr 1838 zu einem evangelischen Betsaal eingerichtet. Die Baulast desselben liegt künftig auf dem Aerar.

Als Lehr-Anstalten sind im Orte 1 lateinische, 2 Elementar-, 1 Zeichnungs- und 1 Industrie-Schule. Das alte Klostergebäude wurde im Jahre 1838 von der Herrschaft an den Spital verkauft, hierauf abgebrochen und an seine Stelle das geräumige Schulhaus erbaut. In früherer Zeit, noch bis zum Jahre 1830, war der Mädchen-Unterricht durch 2 Frauen besorgt worden.

Ein altes, jetzt spurlos verschwundenes helfensteinisches Schloß soll in der Nähe der Kirche, ein noch früheres oben auf dem Kirchberge gestanden haben. Das im Jahre 1551 bis 1555 von Graf Ulrich von Helfenstein nach der Zerstörung von Hiltenburg erbaute neue Schloß (vrgl. Kerler Gesch. S. 141) bestand aus 4, ein Quadrat bildenden massiven Flügeln, und muß für jene Zeiten sehr fest gewesen seyn. Im vorigen Jahrhunderte diente es dem bairischen Vogt zur Wohnung. Im Jahre 1812 wurden 3 Flügel abgebrochen; gegenwärtig steht nur noch der sogenannte fürstenbergische Flügel, jetzt zu einem Fruchtkasten verwendet. Der untere Stock diente ehemals zu Stallungen, im zweiten Stock war der Rittersaal. An der Vorderseite, über dem Eingangsthor, ist eingemauert das helfenstein-gundelfingische Wappen, desgleichen das staufische (drei Kelche, Stauf bedeutet Kelch im Altdeutschen) und die Jahrszahl 1600, von Graf Rudolph von Helfenstein, † 1601, und dessen Gemahlin Anna Maria von Staufen (im Breisgau), † 1600. Die blos durch Anfangsbuchstaben angedeutete Inschrift über den Wappen ist zu lesen: Rudolph Graf zu Helfenstein, Freiherr zu Gundelfingen. Anna Maria Graefin zu Helfenstein, geborne Freiin zu Staufen. 1600.

Hinter dem Schlosse bestunden schöne Garten-Anlagen

Empfohlene Zitierweise:
Christoph Friedrich von Stälin: Beschreibung des Oberamts Geislingen. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1842, Seite 270. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAGeislingen_270.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)