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aufgeführten Gebäuden, 1 Stunde von der Stadt mit 4 Einwohnern, ein neu steuerbares Gut von 355 Morgen, welches ganz arrondirt ist und eine eigene Markung bildet. Er gehört, im Jahre 1835 zwei Hofbauern abgekauft, dem k. württembergischen Generalmajor und dermaligen Gesandten zu Paris, von Fleischmann, und ist durch diesen neuen Besitzer in einen sehr guten Stand gebracht worden; er nährt namentlich auch eine ansehnliche Heerde feiner Schafe.

Vom großen und kleinen Zehnten ist der Staat Eigenthümer (früher das Kollegiatstift Wiesensteig, mit Ausnahme von 59 Jauchert 3 Ruthen, welche zur Armenkastenpflege Weilheim zehntbar waren, übrigens schon im Jahre 1769 mittelst eines Tausches dem übrigen Zehntdistrikt des Kollegiatstiftes einverleibt wurden). Beide Zehnten sind an den Besitzer des Hofs auf 18 Jahre verpachtet.

Die Burg Reußenstein, in alten Urkunden Russenstein, jetzt Ruine, ragt kühn auf der schroffen Bergkante in schwindelnde Höhe empor und gewährt dem aus dem reizenden Alpthale Emporsteigenden einen schönen Anblick. Erbaut ist sie auf einem, von drei Seiten mit furchtbaren Abgründen umgebenen senkrechten Felsen, und auf der vierten Seite ist die Verbindung mit der Alp durch tiefe Gräben abgeschnitten. Der viereckige Thurm steht auf der östlichen Ecke der Burg. Das Wohngebäude scheint dreistockig gewesen zu seyn. Mauerwerk von großem Umfang, 6′ dick, zeugt von der ehemaligen Festigkeit des Schlosses; in das Innere der Ruinen gelangt man durch eine, nicht ursprünglich vorhandene Öffnung, welche man etwa 25′ lang mühsam durchkriechen muß. Außer diesem beschwerlichen Eingang findet sich unten an der Burg sonst keiner, dagegen ist oben in der Mauer, in einer Höhe von etwa 40′, ein Thor, welches in die Burg führt. Es geht keine Treppe hinauf und an der Mauer sieht man nicht die geringsten Spuren, welche vermuthen ließen, daß je eine hinaufgeführt habe. Wie man zu obigem Haupteingang in die Burg früher gelangt ist, läßt sich nicht anders erklären, als daß von den Gebäuden, die über dem nächsten Graben

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Christoph Friedrich von Stälin: Beschreibung des Oberamts Geislingen. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1842, Seite 273. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAGeislingen_273.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)